Dresden - Seit über einem Jahrzehnt warten die Dresdner auf die grundhafte Sanierung der schlimmen Buckelpiste im Süden.
Trotz Stadtratsbeschlusses von 2014 ist die Verwaltung jedoch bislang nicht über Planungen zur Gostritzer Straße hinaus gekommen - jüngst löste man sogar noch den Vertrag mit dem Ingenieurbüro auf.
Die Gostritzer Straße geht von der Teplitzer Straße ab, verbindet Strehlen mit Mockritz und Leubnitz-Neuostra. Wichtig ist die Achse auch für mehrere Schulen, wachsendes Technologiezentrum und Mockritzer Bad. Doch auf die Sanierung der Straße, auf der zwei Buslinien (63, 66) fahren und die in Teilen einem Flickenteppich gleicht, warten alle bis heute.
Die Verwaltung teilt in einem Schreiben mit, dass umfangreiche Änderungen an Anlagen der Stadtentwässerung (Stauraumkanal und Regenrückhaltebecken) "einen langen Planungszeitraum" beansprucht hätte, worauf man kaum Einfluss hatte. 2024 musste ein Baustart wegen fehlender Gelder verschoben werden.
Und: "Bei den beteiligten Ingenieurbüros ist ein deutlicher Fachkräftemangel wahrzunehmen", so Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) weiter. "Es wurde entschieden, den bestehenden Ingenieurvertrag aufzulösen und ein leistungsstärkeres Ingenieurbüro zu binden."
Der grundhafte Ausbau werde nun ab Ende 2027 angestrebt
Für die CDU ist die Gostritzer Straße längst "bürokratische Dauerbaustelle" geworden. "Die Entscheidung der Stadtverwaltung, mitten im Rennen die Pferde zu wechseln, kommt drei Jahre zu spät", kritisiert Stadtrat Mario Schmidt (49).
Die Umstände seien seit Jahren bekannt gewesen. "Inzwischen muss man daran zweifeln, dass die Verwaltung wirklich willens ist, die Gostritzer Straße jemals in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen", sagt Schmidt.
Der grundhafte Ausbau werde nun ab Ende 2027 angestrebt, "vorbehaltlich der Bereitstellung der finanziellen Mittel", so Kühn. Ende Dezember schätzte das Rathaus die Baukosten auf mindestens sechs Millionen Euro (2014 waren es noch 3,35 Millionen Euro), wie die Antwort auf eine Linken-Anfrage ergab.
Demnach beliefen sich bereits vor dem Wechsel die Kosten für Planungen auf knapp 300.000 Euro ...
"Holpriges Dasein" - ein Kommentar von Hermann Tydecks
2014 beschlossen, doch bis heute kein Bagger gesichtet - das ist die traurige Geschichte der Gostritzer Straße im Dresdner Süden. Es ist eines jener Bauprojekte, die eine gefühlte Ewigkeit brauchen, bis etwas passiert. Quasi wie bei Stauffenbergallee oder Königsbrücker Straße.
Anders als die beiden noch prominenteren Achsen, die auch für den Ausbau der Chipindustrie im Norden dringend benötigt und nun gemacht werden, fristet die Gostritzer allerdings ohne größere Lobby weiter ihr holpriges Dasein. Auch wenn die größten Schlaglöcher wenigstens notdürftig geflickt wurden.
Dass die beschlossene grundlegende Instandsetzung nicht kommt, liegt einerseits an aufwendigen Planungen - typisch deutsch eben - und am chronischen Geldmangel andererseits. Dabei ist die Not vor Ort so groß, dass der Stadtrat 2023 sogar auf die mögliche Errichtung von Radwegen verzichtete. Die waren 2014 gar nicht eingeplant, jetzt würden sie eigentlich benötigt. Doch das würde die Planungen noch weiter nach hinten werfen.
Eine Stadt, die immer mehr Chip-Giganten anlocken will, sollte es doch irgendwann schaffen, eine wichtige Straße zu sanieren. Um als Stadt wieder liquide zu werden, sind grundlegende und parteiübergreifende Reformen auf allen Ebenen nötig, insbesondere beim Bund.
Sozialkosten runter, Rentensystem von Umlage zur Kapitaldeckung, Abbau des ineffektiven und sich in erster Linie selbst verwaltenden Staats- und Verwaltungsapparates - um mal die wichtigsten drei zu benennen. Stellen wir nicht schleunigst die richtigen Weichen, wird es auch künftig kein Geld für solche Bauprojekte geben.