Viel Lärm um nichts ... Scheitert das Lautstärke-Konzept für die Friedrichstadt krachend?
Dresden - Straßenverkehrslärm ist für die Bewohner der Friedrichstadt ein Dauerärgernis. Die Verwaltung will dem Problem mit einem "Integrierten Verkehrs- und Lärmminderungskonzept" begegnen. Doch um das Papier ist ein Streit zwischen den politischen Lagern entbrannt.
Alles in Kürze
- Friedrichstadt in Dresden leidet unter Straßenverkehrslärm.
- Lärmminderungskonzept stößt auf politische Skepsis.
- Schäferstraße und Friedrichstraße sind besonders betroffen.
- WHO empfiehlt maximal 53 Dezibel am Tag.
- Konzept sieht Tempo-30-Zonen und technische Maßnahmen vor.

Besonders betroffen sind Schäferstraße (rund 13.400 Autos pro Tag) und Friedrichstraße (6600): Hier trifft dichter Verkehr (Autos, Straßenbahnen) auf enge Wohnbebauung.
Der Lärmpegel liegt dort tagsüber zwischen 55 und 70 Dezibel, nachts bei bis zu 60 Dezibel – und damit im gesundheitlich kritischen Bereich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt maximal 53 Dezibel am Tag, in der Nacht deutlich weniger. Was also tun?
Die ursprüngliche Vorlage aus dem Geschäftsbereich von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (59, Grüne) sieht unter anderem die Prüfung von Tempo-30-Zonen (Schäferstraße), technische Maßnahmen (lärmoptimierter Asphalt, Schallschutzfenster) und Verkehrsverlagerungen (etwa auf die Magdeburger Straße) vor.
Dem hohen Parkdruck im Stadtteil soll langfristig durch eine überarbeitete Parkraumbewirtschaftung mit mehr Anwohnerparken begegnet werden.


Jede Menge Skepsis gegenüber dem Maßnahmenkatalog

Im Umweltausschuss stieß der Maßnahmenkatalog jedoch auf Skepsis. CDU-Verkehrspolitiker Veit Böhm (60) kritisierte mit Blick auf die vorgelegten Schätzungen für Kosten im Millionenbereich: "Wir erwarten konkrete, finanziell untersetzte Maßnahmen und kein Sammelsurium an Wünschen."
AfD-Stadtrat Albrecht Wünsch (39) erklärte: "Die Friedrichstadt verdient ein ordentliches Sanierungskonzept für Straßen, Fuß- und Radwege sowie den ÖPNV. Verbesserte Fahrbahnoberflächen und intelligente Verkehrssteuerung bieten mehr Lärmminderungspotenzial als Tempo-30-Zonen." Ähnlich äußerte sich Team Zastrow auf Nachfrage.
OB Dirk Hilbert (53, FDP) wollte mit einem Kompromissvorschlag den Krach beenden, doch auch dafür gab es keine Zustimmung. Die Fronten bleiben verhärtet.


Die SPD befürchtet nun, dass das Konzept, das mithilfe eines externen Ingenieurbüros und unter Einbeziehung von 400 Anwohnern erarbeitet wurde, im nächsten Stadtrat begraben wird.
Umweltpolitikerin Elli Martius (23) appelliert an die rechte Ratsseite: "Es wäre fatal, wenn die Rückmeldungen hunderter Betroffener einfach ignoriert würden."
Titelfoto: Fotomontage: IMAGO/C3 Pictures//Holm Helis//Thomas Türpe