Dresden - Mitten in der Neustadt steht ein Haus, das für viele mehr ist als nur ein Treffpunkt - es ist ein zweites Zuhause. Für Gehörlose aus der ganzen Stadt und darüber hinaus ist das Gehörlosenzentrum seit nunmehr 60 Jahren ein Ort der Gemeinschaft, der Hilfe, der Kultur und vor allem: der Sprache. Nicht der gesprochenen, sondern der gebärdeten.
"Man kann sagen: Ohne dieses Haus hätten viele nicht überlebt", erzählt Gründungsmitglied Monika Schwarz (84), die das Zentrum seit Jahrzehnten besucht. Auch für Ralf Giersch (87) ist das Gehörlosenzentrum von enormer Bedeutung: "Als ich nach Dresden kam, war das meine erste Anlaufstelle."
Die Anfänge liegen in der DDR. 1964 war das Haus in der Carolinenstraße 10 eine heruntergekommene Villa. Heute ist es Eigentum des Verbands, getragen von ehrenamtlichem Engagement.
Zwei fest angestellte Mitarbeiter und ein Verwaltungsleiter kümmern sich gemeinsam mit vielen Freiwilligen um ein beeindruckendes Programm: mehr als 30 Veranstaltungen im Monat, von Spielenachmittagen über Sportangebote bis zu Fotoworkshops. "Es gibt einen Rommé-Verein und auch einen Gehörlosen-Sportverein", erklärt Martin Domke, Erster Vorsitzender des Stadtverbands der Gehörlosen.
Doch das Gehörlosenzentrum ist mehr als Freizeit. Es ist auch Anlaufstelle für Beratung - von Sozialhilfe bis Unterstützung bei Anträgen.
Besonders wichtig: Beratung in Gebärdensprache, auch für geflüchtete Gehörlose aus der Ukraine, Afghanistan oder anderen Ländern.
Das Gehörlosenzentrum ist eine Institution in Dresden
Auch wenn es heute gut läuft, gibt es Herausforderungen: "Inklusion ist für uns ein lebenslanger Kampf", sagt Anna König (30), Beisitzende im Stadtverband.
Trotz allem blickt das Gehörlosenzentrum optimistisch in die Zukunft. Norbert Richter (44), Verwaltungsleiter des Gehörlosenzentrums, erzählt: "Wir haben das Glück, eine feste Institution in Dresden zu sein. Die Stadt unterstützt uns, aber das Budget darf nicht kleiner werden."
Denn für viele gehörlose Dresdner ist ein Leben ohne diesen Ort schwer denkbar.