Ehepaar will als Exponat in die "Körperwelten"-Ausstellung: Haltbar für die Ewigkeit!

Dresden - Die Anatomie-Ausstellung "Körperwelten - Am Puls der Zeit" öffnete am Freitag auf dem Areal der Zeitenströmung ihre Türen. Bis 4. September sind rund 200 Plastinate menschlicher Körper und Organe sowie vier Tiere zu sehen, die das Team um Gunther von Hagens (77) für die Ewigkeit haltbar gemacht hat. Sowohl für Ausstellungen als auch Lehrzwecke muss den Präparatoren "um Nachschub nicht bange sein".

In einem Ganzkörperplastinat stecken rund 1500 Arbeitsstunden.
In einem Ganzkörperplastinat stecken rund 1500 Arbeitsstunden.  © Eric Münch

Unter den rund 19.000 Körperspendern (80 Prozent aus Deutschland) befinden sich auch 1896 Sachsen. Joachim Meißner (71) und seine Frau Elisabeth (68) gehören zu jenen Menschen, die nach dem Tod ihren Körper für die Plastination zur Verfügung stellen.

"Ich würde mir meinen Mann auch in der Ausstellung angucken", scherzt die Ex-Krankenschwester. Doch erkennen würde sie ihn nicht.

Alle Plastinate sind komplett anonym - weder Name noch Altersangabe, Beruf oder Krankheit werden erwähnt. "Nur so können wir den Besuchern der Schau den Eindruck vermitteln, vor ihrem eigenen Körper zu stehen", sagt Kuratorin Angelina Whalley (62).

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"Wir sind aufgeklärte Menschen und brauchen keinen Friedhof als Trauerstelle. Unsere Kinder leben in Übersee und wissen über unsere Pläne Bescheid", so Joachim Meißner.

Joachim (71) und Elisabeth Meißner (68) haben eingewilligt, nach ihrem Tod für Lehr- und Ausstellungszwecke plastiniert zu werden. Spender und Hinterbliebene erhalten keinen Obolus, sparen aber die Beerdigungskosten.
Joachim (71) und Elisabeth Meißner (68) haben eingewilligt, nach ihrem Tod für Lehr- und Ausstellungszwecke plastiniert zu werden. Spender und Hinterbliebene erhalten keinen Obolus, sparen aber die Beerdigungskosten.  © Eric Münch
Ganz bewusst werden Plastinate wie diese Eistänzer in Bewegung dargestellt - durch die Ästhetik verliert der Tod seinen Schrecken.
Ganz bewusst werden Plastinate wie diese Eistänzer in Bewegung dargestellt - durch die Ästhetik verliert der Tod seinen Schrecken.  © Eric Münch
Die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates demonstriert das Plastinat des Hochspringers.
Die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates demonstriert das Plastinat des Hochspringers.  © Eric Münch

Die Entscheidung zur Körperspende sollte nicht direkt nach dem Besuch der Ausstellung getroffen werden

Holger Wustmann (57) und Anett Hähnel (55) wollen sich noch in diesem Jahr die Herstellung der Exponate im Plastinarium Guben anschauen.
Holger Wustmann (57) und Anett Hähnel (55) wollen sich noch in diesem Jahr die Herstellung der Exponate im Plastinarium Guben anschauen.  © Eric Münch

"Grabpflege und Trauerkultur haben sich gewandelt. Wir wollen mit unseren Körpern die medizinische Lehre unterstützen", sagen der Dresdner Hausmeister Holger Wustmann (57) und Anett Hähnel (55, technische Zeichnerin).

"Die erste Ausstellung 2014 in Dresden hat uns so begeistert, dass wir Spender wurden. Sogar mein 87-jähriger Vater hat sich nach dem Ausstellungsbesuch als Spender gemeldet", sagt Anett Hähnel.

Sowohl sie als auch ihr Lebensgefährte sind außerdem Organspender. Und da gilt: Die Organspende hat immer Priorität vor der Körperspende.

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Generell rät Kuratorin Whalley: "Die Zusage als Körperspender ist eine gewichtige Entscheidung. Sie sollte nicht unmittelbar nach dem Besuch der Ausstellung getroffen werden. Sondern mit zeitlichem Abstand und vor allem mit der Familie."

Die Ausstellung "Körperwelten" ist wochentags 9-18 Uhr, am Wochenende 10-18 Uhr geöffnet. Eintritt je nach Wochentag: ab 19/15/13 Euro. Familienkarte: 45/49 Euro. Für MOPO-Card-Inhaber gibt's in allen DDV Lokalen bis zu 20 Prozent Rabatt. Infos unter: www.koerperwelten.de.

Titelfoto: Eric Münch

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