Eine Autospur weniger auf der Marienbrücke? So entscheidet der Stadtrat

Dresden - Nach dem Einsturz der Carolabrücke ist das Verkehrsnetz, insbesondere im Zentrum, am Rande seiner Belastungsgrenze. Nicht nur Autos stehen zu Stoßzeiten vermehrt im Stau, sondern auch Bahnen - etwa auf der Marienbrücke. Dort will Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) eine Autospur streichen, damit der ÖPNV freie Fahrt hat. Der Stadtrat entschied sich jetzt jedoch dagegen.

Auf der Marienbrücke steht die Straßenbahn häufig gemeinsam mit den Autofahrern im Stau.
Auf der Marienbrücke steht die Straßenbahn häufig gemeinsam mit den Autofahrern im Stau.  © Steffen Füssel

Bereits während der Konzerte der Böhsen Onkelz und AC/DC in der Flutrinne sowie im Advent hatte Kühn in stadteinwärtiger Richtung den Gleiskörper für Autos abmarkiert, damit die Straßenbahnen nicht mehr zusammen mit den Kfz auf der Elbquerung im Stau stehen müssen.

Das habe zu "mega-langen Staus bis zum Bahnhof Neustadt und in die Bautzner Straße hinein" geführt, kritisierte Team Zastrow (TZ)-Fraktionschef Holger Zastrow (56).

Laut Kühn hingegen führe die Spur-Sperrung zu "keiner nennenswerten Verzögerung der Reisezeiten für den Kfz-Verkehr", während Bahnen (Linien 6 und 11 mit rund 16.000 Fahrgäste täglich) eineinhalb bis zwei Minuten schneller vorankämen.

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Entscheidend sei die Leistungsfähigkeit der Kreuzungen vor und nach der Brücke. Die sind je zweispurig.

Dresdens Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) wollte eine Fahrspur für Autofahrer streichen.
Dresdens Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) wollte eine Fahrspur für Autofahrer streichen.  © Thomas Türpe

Zweite Fahrspur oder Ampel-Regelung: Wie Leistungsfähig ist die Kreuzung?

Mit der Abstimmung im Stadtrat wurde dem OB lediglich empfohlen, die Fahrspuren-Änderung nicht vorzunehmen.
Mit der Abstimmung im Stadtrat wurde dem OB lediglich empfohlen, die Fahrspuren-Änderung nicht vorzunehmen.  © Steffen Füssel

Es mache keinen Unterschied für den Kfz-Durchfluss, ob die Autos nebeneinander auf zwei Spuren (mit Bahnen) oder hintereinander auf einer Spur (ohne Bahnen) warten würden, so Susanne Krause (40, Grüne).

Sie schlug vor, die Ampelschaltung an der Könneritzstraße/Magdeburger Straße für Autos zu optimieren. Der Vorschlag fand zwar auch im "Autolager" Anklang, bekam aber trotzdem keine Mehrheit. Die CDU wollte OB Dirk Hilbert (53, FDP) sogar "beauftragen", von der Spuren-Sperrung abzusehen.

Da das aber rechtlich problematisch ist (verkehrsrechtliche Anordnungen fallen in die Zuständigkeit des Rathauses), fand letztlich der TZ-Antrag eine Mehrheit (40 zu 23 Stimmen), der dem OB lediglich "empfiehlt", die angekündigte Veränderung nicht vorzunehmen.

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Darum ist es auch offen, ob sich die Verwaltung daran halten wird.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Thomas Türpe

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