Erster Frost und hohe Heizkosten: Ansturm auf Dresdens Wärmestuben
Dresden - Der Tagestreff der Heilsarmee oder auch die Nachtcafés von Dresdner Kirchgemeinden dienen in erster Linie Wohnungslosen als Zufluchtsort. Aufgrund steigender Preise gesellen sich immer mehr Menschen mit fester Bleibe hinzu, die beim Heizen auf die Bremse drücken wollen oder müssen.

Therese Obeck (32) weiß, wie sich eine kalte Wohnung anfühlt. "Als kurz nach der Geburt meiner Tochter vor sechs Jahren mitten im Winter die Heizungsanlage ausfiel, waren nicht mehr als zwölf Grad in den Zimmern", erinnert sie sich an einen der eher weniger schönen Tage in ihrem Leben.
"Weil man einfach diese Kälte aus dem Körper nicht mehr rausbekam." Schon deshalb bringt sie Verständnis für diejenigen auf, die aufgrund der Energiekostenexplosion anderswo ein warmes Örtchen suchen.
Ein solcher ist der von ihr geleitete und auf etwa 20 Grad geheizte Tagestreff der Heilsarmee an der Reicker Straße. Montags bis freitags zwischen 10 und 14 Uhr bekommen Besucher dort eine warme Mahlzeit.
Welm Nikolai (67) holt seine Brotration ab. Bei sich zu Hause, so sagt der Rentner, lässt er aus verschiedenen Gründen die Heizkörper aus. Er wärmt sich kurz auf, dann geht es weiter.








Die Dresdner Wärmestuben sind auf Helfer und Spenden angewiesen

Norman Baumgart (37) hingegen sucht noch nach einer festen Bleibe - und einer Beschäftigung. Auch er bringt Verständnis für seine Mitbürger auf und möchte gern in einem der sieben Nachtcafés aushelfen. Diese nahmen zu Monatsbeginn ihren Betrieb auf.
So wird der Gemeindesaal der Kirchgemeinde Zion stets freitags zum Zufluchtsort für Obdachlose. Doch längst nicht mehr nur für sie.
"In der ersten Woche haben wir drei Besucher gezählt, die zum Abendbrot blieben und sich bei uns aufwärmten, um danach wieder nach Hause zu gehen", erzählt der Sprecher des Koordinierungskreises, Gerd Grabowski (75). "In der zweiten Woche waren es bereits doppelt so viele." Tendenz steigend.
Sogenannte Wärmestuben bieten ebenfalls das Trinitatishaus an der Fiedlerstraße (sonntags, 11 bis 13 Uhr) und das Pfarrhaus der Laurentius-Gemeinde an der Markusstraße (montags, 16 bis 18 Uhr).
Um die Angebote aufrechtzuerhalten, braucht es aber Engagierte und Spenden, wie alle Seiten betonten.
Titelfoto: Eric Münch, Ove Landgraf