Großer Ausverkauf! Verpackungsfreier Laden packt's nicht mehr

Dresden - Zwischen Schraubgläsern, Röhren voller Müsli und regionalen Produkten neigt sich eine Idee dem Ende zu: "Lose Dresden", der letzte Unverpackt-Laden der Stadt, steht vor dem Aus. Ein Ort, an dem Nachhaltigkeit gelebt wurde, wo kein Plastik knisterte, sondern Menschlichkeit zählte, muss Ende Oktober schließen. Und mit ihm geht für viele auch ein Stück Hoffnung auf eine andere Art des Konsums.

Inhaberin Berit Heller (56) mit ihrem Maskottchen "Hope" (zu Deutsch Hoffnung). Doch so richtig viel Hoffnung hat sie nicht mehr.
Inhaberin Berit Heller (56) mit ihrem Maskottchen "Hope" (zu Deutsch Hoffnung). Doch so richtig viel Hoffnung hat sie nicht mehr.  © Christian Juppe

"Man hätte noch so viel machen können, es steckt so viel Potenzial hier - sogar ein 200-Quadratmeter-Keller gehört dazu", sagt Inhaberin Berit Heller (56). Aber sie ist allein. "Ich merke, wie meine Kraft schwindet."

2015 eröffnete sie den Laden in der Neustadt, nachdem sie ihren Job in der Elektronikbranche an den Nagel gehängt hatte. "Ich war damals die Vierte in ganz Deutschland mit so einem Konzept."

Doch nach rund zehn Jahren geht es nun zu Ende - auch weil das Thema Nachhaltigkeit gesellschaftlich unter Druck geraten ist.

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"Lieferdienste nehmen zu, Kneipen sind voll und einkaufen im Discounter um die Ecke ist bequem. Aber für bewussten Konsum fehlt vielen die Energie. Die Politik vergisst das Thema auch immer mehr", sagt sie.

Aktuell gibt es großen Ausverkauf, denn Berit Heller möchte so viel wie möglich loswerden.
Aktuell gibt es großen Ausverkauf, denn Berit Heller möchte so viel wie möglich loswerden.  © Christian Juppe

Unverpackt-Laden "Lose Dresden" hatte rund 2000 Produkte im Regal

Stammkundin Aiske Schimmelpenning (34) findet es schade um den Laden.
Stammkundin Aiske Schimmelpenning (34) findet es schade um den Laden.  © Christian Juppe

Drei Interessenten für eine mögliche Übernahme gibt es zwar, "aber das, was finanziell übrig bleibt, tut sich kaum jemand an. Ich versuche, sie noch an einen Tisch zu bekommen. Es gibt also einen Minifunken Hoffnung in der Ferne."

Rund 2000 Produkte füllten hier die Regale. Doch jetzt muss alles raus.

"Jedes Teil, das verkauft wird, hilft mir enorm beim Ausräumen", sagt Heller.

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Große Schilder mit "Ausverkauf" zieren den Laden aktuell. Wer mag, kann sich jetzt auch noch bevorraten, bevor endgültig Schluss ist. Doch was passiert mit den Dingen, die übrig bleiben? "Ich muss dann zu Hause jedes Produkt einzeln fotografieren und bei eBay einstellen."

Stammkundin Aiske Schimmelpenning (34) ist betroffen: "Ich glaube, das ist ein Sinnbild unserer Gesellschaft. Ökologische Themen verschwinden. Der Laden war wie eine Utopie."

Titelfoto: Christian Juppe

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