Inhaberin gibt schweren Herzens auf: Traditionsgeschäft schließt nach 93 Jahren

Dresden - Wieder hat Dresden ein Traditionsgeschäft weniger. "elberad" in Pieschen schließt Mitte Juli für immer seine Pforten. Nachwuchsmangel, hohe Mieten und Onlinekäufer haben die Luft aus den Reifen genommen ...

1932 hat Bernhard Börsch, der Opa der Inhaberin, das Fahrradgeschäft eröffnet. Nun wird die Ära des Familienbetriebs Mitte Juli enden.
1932 hat Bernhard Börsch, der Opa der Inhaberin, das Fahrradgeschäft eröffnet. Nun wird die Ära des Familienbetriebs Mitte Juli enden.  © Thomas Türpe

"Ich habe es schon sehr gerne gemacht. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber es hat schon länger in mir rumort", erklärt Inhaberin Sylvia Kührt (61) bedrückt.

Sie wuchs in einer passionierten Fahrradfamilie auf. So eröffnete ihr Großvater Bernhard Börsch 1932 das Geschäft in der Trachauer Geblerstraße noch unter dem Namen "Börsch - mechanische Werkstatt". Später übernahm ihre Mutter.

Mit der Übernahme an die jetzige Chefin 2009 kam auch das sogenannte "elberad" als geschützte Marke mit Deutschlands Radwegen in Berührung. Hier konnte man sein Zweirad nach einem Baukastensystem individuell gestalten.

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Doch vor allem die finanzielle Situation ließ die Inhaberin nun an ihre Grenzen kommen. "Im Sommer muss man das Geld für den Winter drin haben. Und jeden Frühling denkt man: 'Dieses Jahr klappt es', und dann kommt der Herbst und es klappt wieder nicht."

Nachdem es zu Corona einen regelrechten Aufschwung in der Branche gegeben hatte, kaufen Radler ihre Drahtesel nun vermehrt im Internet.

Beim Ausverkauf wartet noch das ein oder andere Schnäppchen

Mit einem Räumungsverkauf und stattlichen Rabatten hofft "elberad"-Inhaberin Sylvia Kührt (61), noch ein paar Fahrradliebhaber anlocken zu können.
Mit einem Räumungsverkauf und stattlichen Rabatten hofft "elberad"-Inhaberin Sylvia Kührt (61), noch ein paar Fahrradliebhaber anlocken zu können.  © Thomas Türpe

Doch nicht nur das. "2022 war mit Beginn des Ukraine-Kriegs und der allgemeinen Preisentwicklung radikal Schluss mit dem Fahrradkauf", erinnert sich die Inhaberin.

Auch gesundheitliche Gründe lassen sie jetzt auf die Bremse treten: "Es kommt viel zusammen, ich muss auf die Gesundheit achten. Ich möchte nicht hinter dem Tresen umkippen."

Was sie trotzdem erfreut: "Unsere Werkstatt war immer gut besucht. Die Leute lassen eher reparieren, als dass sie neu kaufen."

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Wo es Sylvia Kührt hinverschlagen wird, weiß sie noch nicht: "Es ergibt sich etwas. Wenn Türen zugehen, gehen andere auch wieder auf."

Wer noch ein Drahtesel- oder Zubehör-Schnäppchen machen möchte, sollte beim Ausverkauf an der Bürgerstraße vorbeischauen. Die "elberad"-Chefin verspricht: "Es gibt bis zu 50 Prozent Rabatt."

Titelfoto: Thomas Türpe

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