Letzte Habseligkeiten der Deportierten: Ausstellung in Dresden sucht Angehörige

Dresden - Ringe, Brieftaschen oder Armbanduhren: Es waren die letzten Habseligkeiten von deportierten Juden, die ihnen von den Nationalsozialisten bei Einlieferung ins KZ weggenommen wurden. Auf der Dresdner Hauptstraße sucht die Wanderausstellung "Stolenmemory" ("gestohlene Erinnerung") nach den Hinterbliebenen der Opfer, um ihnen diese Erinnerungsstücke zurückzugeben.

Grit Hardtstock (58) kam zufällig am mobilen Ausstellungsraum vorbei.
Grit Hardtstock (58) kam zufällig am mobilen Ausstellungsraum vorbei.  © Steffen Füssel

Ein umgebauter blauer Baucontainer ist der Ausstellungsraum auf dem Jorge-Gomondai-Platz. "Wir suchen Angehörige von ..." Mit diesem Satz beginnt jeder der Beiträge.

"Der Auftrag war und ist, dieses Raubgut an die Überlebenden oder Angehörigen der Opfer zurückzugeben", erklärt eine Sprecherin von Arolsen Archives.

Es ist der Zufall, der hier forciert wird. Denn viele fahren oder gehen vorbei, aber manche Passanten halten inne und schauen sich die Geschichten der Opfer an. "Ich bin an der Hauptstraße geboren und gerade auf dem Weg zu einem Termin. Ich hoffe sehr, das bewirkt etwas", sagt Grit Hardtstock (58) vor dem Ausstellungs-Container.

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1948 gegründet, bewahren die "Arolsen Archives" das letzte Hab und Gut von rund 2500 KZ-Häftlingen auf und versuchen Angehörige zu finden, um ihnen diese Erinnerungsstücke zurückzugeben. In Zusammenarbeit mit dem Societaetstheater und dem Kulturamt steht der Container noch bis 28. Oktober in Dresden.

Schmuck und andere persönliche Gegenstände von deportierten Juden sollen zurückgegeben werden.
Schmuck und andere persönliche Gegenstände von deportierten Juden sollen zurückgegeben werden.  © Steffen Füssel

Stolpersteine erinnern an Eltern und Töchter

Auch Enkelin Carol Karp war aus den USA angereist und bei der Einweihung der Stolpersteine dabei.
Auch Enkelin Carol Karp war aus den USA angereist und bei der Einweihung der Stolpersteine dabei.  © Steffen Füssel

Am Donnerstag wurden die sterblichen Überreste der gebürtigen Dresdnerin und Holocaust-Überlebenden Margot Neuding-Karp (†102) im Beisein der Familie auf dem Neuen Israelitischen Friedhof (Johannstadt) beigesetzt.

Am Freitag nun sind zudem vier Stolpersteine vor ihrem einstigen Familienhaus in der Dresdner Neustadt eingelassen worden.

An der Tieckstraße 15 erinnern sie jetzt an die Eltern und ihre Töchter.

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Damit gibt es inzwischen 397 Stolpersteine und eine Stolperschwelle auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

Titelfoto: Steffen Füssel

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