Mehr als 100.000 Dresdner sollten hier wohnen: Dieses Neubauviertel blieb ein kühner Traum

Dresden - Im Norden von Dresden erstreckt sich eine einzigartige Dünenlandschaft - der Heller. In unserer Serie "Geheimes Dresden" deckt Historikerin Claudia Dietze (37) auf: In den späten 1960er-Jahren wollten Stadtplaner genau hier eine riesige Plattenbausiedlung hochziehen und die Gartenstadt Hellerau mit 16-Geschossern umstellen.

So wie hier in Prohlis hätten auch auf dem Heller ab den 1970er-Jahren Platten gebaut werden können.  © Imago/Sächsische Zeitung

Die Wissenschaftlerin fand zufällig einen Artikel der Stadtrundschau vom 23. Mai 1968 im Stadtarchiv.

In absehbarer Zeit poche "die Großstadt nun auch mit ihren Hochhäusern und Wohnblocks an die Gartenpforte des verträumten Hellerau", steht frohlockend darin. Die Überschrift: "Im Dresdner Norden entsteht eine neue Stadt."

In der Tat sollte auf dem Heller - zwischen Königsbrücker Straße, Klotzscher Weg, Am Grünen Zipfel und Moritzburger Weg - einmal eine Großwohnsiedlung mit etlichen Zehn- bis 16-Geschossern gebaut werden.

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Auf insgesamt 229,7 Hektar, ausgelegt für 108.000 Einwohner und mit allem Drum und Dran: Altersheim, Poliklinik, Kaufhäusern, Sparkasse, Fernmeldeamt, Schulen, Kitas ...

"Sogar ein neues Heizkraftwerk sollte errichtet werden. Das ist natürlich Wahnsinn", lacht Claudia Dietze. Ihre Recherchen im Stadtarchiv führten knapp 60 Jahre alte Bauentwürfe zutage, die im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs entstanden.

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Die Flächen für das designierte Wohnviertel hätten erst aufgekauft werden müssen, darunter die Hellersiedlung.  © Steffen Füssel
Historikerin Claudia Dietze (37) gefällt die Vorstellung von Wohntürmen auf dem Heller.  © Norbert Neumann

Viertel sollte zwischen 1972 und 1980 errichtet werden

Die Bauten bei Hellerau hatten höher in den Himmel geragt als diese Sechsstöcker.  © Imago/Sächsische Zeitung

Auf einer Visualisierung ist alle Natur zugunsten von Straßen, einem Parkplatz und Wohntürmen plattgemacht. An der Fassade eines 15-Stöckers prangt kein gewöhnliches Logo einer Wohngenossenschaft, sondern das der Deutschen Werkstätten Hellerau.

"Von 1972 bis 1980 sollte das Viertel errichtet werden - früher als Prohlis und Gorbitz. Einen konkreten Bebauungsplan gab es aber noch nicht", weiß die Historikerin.

Immer wieder stand der "Wohnkomplex Pillnitz - Moritzburger Weg" auf der Tagesordnung im Stadtrat - irgendwann dann nicht mehr. Die Pläne wurden aufgegeben.

Es gab bereits eine Visualisierung des Plattenviertels.  © Stadtarchiv Dresden

Umsetzung wäre schwierig gewesen

1968 berichtete die Dresdner Stadtrundschau über die Baupläne.  © Norbert Neumann

Es wäre auch schwierig gewesen, sie umzusetzen: Die Flächen auf dem Heller gehörten drei verschiedenen Eigentümern, darunter den sowjetischen Streitkräften. Hinzu kommen planwirtschaftliche Beschränkungen, der sandige Boden.

Heute überlegt Claudia Dietze: "Das wäre Dresdens einziges großes Plattenviertel auf Neustädter Elbseite geworden. Solche Türme im Norden hätten bestimmt toll ausgesehen."

Was wohl die Hellerauer dazu gesagt hätten?

Weitere spannende Anekdoten aus der Stadtgeschichte finden sich im neuen Buch des Stadtarchivs namens "in civitate nostra Dreseden". Exklusiv erhältlich im Stadtarchiv Dresden (Preis: 49 Euro) oder per Online-Bestellung unter: www.dresden.de/stadtarchiv-buch.

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