Dresden - Von der kalten Eisbahn an den heißen Herd - Marcel Spahn (41) hat eine erstaunliche Karriere hinter sich. Vom Vollzeitsport als Eisschnellläufer wechselte er nach einem Sturz mit schwerer Bandscheibenverletzung in die Küche. Und ist seit Mai Chefkoch im Dresdner Kempinski-Restaurant "Das Palais" (täglich 12-23 Uhr geöffnet).
Natürlich über einige "Umwege".
"Seit ich neun Jahre alt bin, war ich auf der Eisbahn, habe in Dresden trainiert. Ich schaffte es in die Jugendnationalmannschaft, trainierte ab 18 Jahren bei der Bundeswehr. Meine Bestzeit über 500 Meter: um 36 Sekunden. Aber für die Olympischen Spiele in Turin 2006 hat es nicht gereicht", zieht Spahn ein Resümee.
Da dachte er um.
Wie es in der Gastronomie läuft, wusste Spahn sowohl von der Oma, die bis zur Wende das Café Friedrichstadt führte, als auch von der Mutter. In deren Lokal stockte Marcel als Schüler sein Taschengeld auf.
"2008 habe ich bei Mario Pattis eine Lehre angefangen. Das war hart, aber ich habe viel gelernt." Die Ausbildung bei Ostdeutschlands erstem Sternekoch legte den Grundstein für seine Karriere.
Spahn: "Ohne ein gutes Team ist der beste Küchenchef nichts"
Über Zürich, Schlosshotel Pillnitz und das Ex-"Henricus" am Neumarkt kochte sich Spahn ins ambitionierte "Ven" im Hotel Innside by Melia. Zehn Jahre verwöhnte er dort die Gäste kulinarisch.
"Als ich die Stellenanzeige im Kempinski sah, habe ich mich beworben", erzählt Spahn. "In einem Fünf-Sterne-Hotel zu kochen, hat mich gereizt."
Mit 20 Köchen inklusive Azubis zieht er nun im "Palais" an einem Strang. "Ohne ein gutes Team ist der beste Küchenchef nichts."
Geschmacklich liegen ihm vor allem Produkte am Herzen, die den Gast überraschen. "Ein guter Tafelspitz kann ein Star auf dem Teller sein." Oder ein geräuchertes Hirschherz, eine Zander-Roulade, ein lila Kartoffelschaum, ein Thunfischeis - die Karte wechselt alle drei Monate.