Nur noch fünf Konzerte in der Rinne: Wird Dresden zum "Provinzkaff"?
Dresden - Maximal fünf Konzerte pro Jahr in der Flutrinne: Mit ihrem neuen Basiskonzept stößt die Verwaltung bei Gastronomen und Hoteliers auf Unverständnis. Sie fürchten nun um den guten Ruf Dresdens.
Alles in Kürze
- Dresden begrenzt Konzerte in der Flutrinne auf fünf pro Jahr.
- Gastronomen und Hoteliers befürchten Umsatzeinbußen.
- Sie fürchten um Dresdens Ruf als Großstadt.
- Verwaltung verweist auf rechtliche Vorgaben.
- Stadtrat diskutiert Konzept voraussichtlich im September.

Rolf-Dieter Sauer (74) ist Geschäftsführer der Bergwirtschaft Wilder Mann, betreibt dort neben dem Vier-Sterne-Hotel auch eine Gaststätte.
Als Rammstein und AC/DC vor knapp zwei Jahren ihre insgesamt sechs Auftritte in der Rinne bekannt gaben, klingelten im Haus permanent die Telefone, das E-Mail-Postfach lief über. Im Mai und Juni 2024 waren Sauers Zimmer komplett ausgebucht.
Für ihn und seine rund 30 Mitarbeiter war das ein Segen, schließlich kämpft die Gastronomie seit Jahren mit steigenden Lebensmittel-, Energie- und Personalkosten.
Angesprochen auf den Maßnahmenkatalog der Stadt sagt Sauer sauer: "Fünf Konzerte sind eine Lachnummer. Es ist zumutbar, dass man auch auf die Menschen Rücksicht nimmt, die wegen solcher Events in einer Großstadt leben und mit der Geräuschkulisse gut zurechtkommen."

Gastwirte und Hoteliers enttäuscht: "Werden zu einem Provinzkaff wegrationalisiert"

Marten Schwass (65), Geschäftsführer des edlen Taschenbergpalais (5 Sterne) in der Altstadt, sieht es ähnlich: "Wir werden zu einem Provinzkaff wegrationalisiert." Dabei lebe die Elbmetropole gerade von solchen Veranstaltungen.
"Internationale Agenturen beobachten dieses Vorgehen – und fragen unsere Stadt dann gar nicht mehr als Veranstaltungsort an." Dresden habe mit der zentrumsnahen Fläche in der Rinne hervorragende Bedingungen: viel Platz und eine gute ÖPNV-Anbindung.
Schwass: "Wenn die Nachfrage hoch ist, sollte man das nicht beschneiden."
Im Biergarten des Restaurants Alberthafen (mit zehn Pensionszimmern) trifft sich TAG24 mit Wirt Thomas Kian-Zenker (41). Sein Arbeitsplatz liegt gerade einmal 150 Meter vom Musikgelände entfernt.
"Vergangenes Jahr war die Lautstärke absolut verträglich", erinnert sich der Nachbar, der neben Konzertbesuchern regelmäßig auch viele Zuhörer bewirtete. Gewerbesteuer und Bettensteuer: Eigentlich müsste die Stadt ein Interesse an weiteren Auftritten haben.
"Doch die Ämter haben offenbar eine Eigendynamik entwickelt."

Rechtliche Vorgaben: Verwaltung verteidigt Konzert-Begrenzung

Gegenüber TAG24 verteidigt die Verwaltung ihr Vorgehen, sieht sich durch rechtliche Vorgaben (Bundesimmissionsschutzgesetz, Freizeitlärmrichtlinie) an die Limitierung gebunden.
Überdies sei das Konzept "mit den betroffenen Branchen abgestimmt" worden.
Und der Stadtrat?
Er hat für das "verwaltungsinterne Konzept" keine direkte Entscheidungsbefugnis, kann aber Empfehlungen und Prüfaufträge abgeben, so die Fachämter.
Voraussichtlich im September wird das Kommunalparlament die umstrittenen Vorgaben dennoch diskutieren.
Titelfoto: Bildmontage: B.Bischoff/Max Gärtner, Thomas Türpe, Steffen Füssel