Seit ziemlich genau einem Jahr: Dresden wird männlicher - und diverser

Dresden - Immer mehr Männer und Diverse in Dresden! Seit das Selbstbestimmungsgesetz letzten November in Kraft getreten ist, haben Hunderte Dresdnerinnen und Dresdner den Geschlechtswechsel erklärt. Vor allem Frauen lassen ihren Geschlechtseintrag ändern, zeigen Zahlen.

Die Registerstelle des Dresdner Standesamtes hat Zulauf von Männern und Frauen, die ihr Geschlecht wechseln wollen.
Die Registerstelle des Dresdner Standesamtes hat Zulauf von Männern und Frauen, die ihr Geschlecht wechseln wollen.  © Steffen Füssel

Seit einem Jahr braucht es weder Gutachten noch Gerichtsentscheidung für einen Geschlechtswechsel - eine einfache Erklärung vor dem Standesamt genügt.

Auf TAG24-Anfrage kommt heraus: Das Angebot kommt gut an in der Landeshauptstadt.

Vom 1. November 2024 bis zum 30. September 2025 sprachen 455 "Erklärende" im Standesamt Dresden vor, darunter 38 Minderjährige bis 18 Jahre (28 weiblich, 10 männlich). Zwei Mädchen und fünf Jungen waren unter 14 Jahre alt.

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Die meisten derjenigen, die vorstellig wurden, waren einmal Frauen - 187 erklärten sich zum Mann, 129 als divers, 47 leben nun ohne Geschlechtseintrag. Auf der anderen Seite erklärten sich nur 166 Männer zur Frau. Gerade einmal 19 Männer sind jetzt divers, 18 ohne Eintrag.

Reaktionen auf das Gesetz sind "durchweg positiv"

Für Menschen, die sich mit ihrem angeborenen Geschlecht unwohl fühlen, ist das Selbstbestimmungsgesetz eine Erleichterung. (Symbolfoto)
Für Menschen, die sich mit ihrem angeborenen Geschlecht unwohl fühlen, ist das Selbstbestimmungsgesetz eine Erleichterung. (Symbolfoto)  © IMAGO/MASKOT

"Erwartungsgemäß war die Anzahl der beurkundeten und entgegengenommenen Erklärungen im November 2024 und Dezember 2024 nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes besonders hoch", schreibt die Stadt.

Probleme mit dem Gesetz gebe es - vom Personalaufwand abgesehen - keine.

Vielmehr sind die Reaktionen der erklärenden Personen laut Rathaus "durchweg positiv", im Vergleich zum abgeschafften Transsexuellen-Gesetz biete das Selbstbestimmungsgesetz eine "unbürokratischere, kostengünstigere und diskretere Lösung".

In der Praxis stößt das Gesetz auf Spannungsfelder

Die ehemaligen Minister Marco Buschmann (48, FDP) und Lisa Paus (57, Grüne) aus der Ampel-Koalition forcierten die Gesetzesreform.
Die ehemaligen Minister Marco Buschmann (48, FDP) und Lisa Paus (57, Grüne) aus der Ampel-Koalition forcierten die Gesetzesreform.  © IMAGO/IPON

So gibt es auch in Dresden Fitnessstudios, die ausschließlich Training für Frauen anbieten. Hier kam es mitunter schon vor, dass eine erklärte Frau mit männlichen Geschlechtsteilen mittrainieren wollte.

"Ich kann das schon verstehen, denn unser Studio ist ein Schutzraum", sagt eine Angestellte eines Studios im Dresdner Westen.

Doch für diese Menschen sei ein Training schwer umzusetzen. Im Frauen-Fitnessstudio gibt es keine getrennten Umkleiden oder Duschen.

"Wir haben auch viele muslimische Mitglieder, die ohne Kopftuch trainieren. Das wäre nicht vermittelbar." Einstige Männer, die eine geschlechtsangleichende OP hinter sich haben, seien im Frauenstudio aber jederzeit willkommen.

Titelfoto: IMAGO/MASKOT

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