Dresden - Früher Volkseigener Betrieb, heute eine Ruine: Zwei Gebäude im Industriegelände zwischen Löbtau und der Altstadt gammeln seit mehr als 20 Jahren vor sich hin. Schlimmer noch: Im Boden schlummern toxische Altlasten. Doch nun ergeben sich neue Perspektiven für die Brache.
In der obersten Etage des DDR-Baus wächst Moos auf dem Boden, das Dach ist undicht. An den Wänden prangen eindrucksvolle Graffiti, im Treppenhaus nisten Vögel auf den Absätzen.
Ab 1962 diente der leerstehende, 15.000 Quadratmeter große Komplex an der Rosenstraße als Lager- und Umschlagplatz für Chemikalien, dem VEB Chemiehandel.
Damals führten Gleise auf das Gelände, die einfahrenden Züge luden containerweise Flüssigkeiten wie Leinöl, Waschbenzin oder Tetrachlor-Kohlenstoff (früher in Haushaltsmitteln) ab.
Das Transportgut wurde in Tanks zwischengelagert und anschließend im vierstöckigen Hauptgebäude konfektioniert, also für Handel oder Industrie in die benötigten Größen abgepackt. Doch viele der problematischen Substanzen versickerten im Boden.
Über 20 Jahre nach Stilllegung wird das Gelände saniert
Ärgerlich für die Stadt. Sie übernahm das 2002 stillgelegte Gelände, stellte durch Untersuchungen erst Jahre später die Verunreinigung fest. Doch für deren Beseitigung und eine entsprechende Nachnutzung fehlte das Geld - bis jetzt.
Am Montag gab die Landesdirektion grünes Licht für 4,8 Millionen Euro an Fördermitteln aus einem EU-Topf. Zusammen mit knapp 1,5 Millionen Euro aus der Rathaus-Schatulle reicht das für die Beseitigung der Altlasten und den Abriss der Ruine.
"Wir entkernen die Häuser, dann kommt die Abbruchzange", erklärte Holger Heiser (65) von der Oberbauleitung das weitere Vorgehen.
Danach werden - vereinfacht gesagt - die mit den Lösungsmitteln kontaminierten Bereiche auf bis zu vier Meter Tiefe ausgebaggert und durch unbelasteten Schutt anderer Baustellen aufgefüllt. Auch ein mikrobiologisches Reinigungsverfahren kommt zum Einsatz.
Und dann? "Wir planen hier den fünften Dresdner Gewerbehof", jubelte Friedbert Kirstan (74), der 27 Jahre die kommunale Gewerbehof-Gesellschaft leitete und hier als Projektleiter für den Neubau auftritt.
Ab 2026 sollen an Ort und Stelle ein moderner, vierstöckiger Kopfbau mit Werkstätten, Laboren und Büros entstehen. Dahinter sind 12 kleinere Gewerbehallen geplant. Die Stadt schätzt die Kosten bislang auf etwa zehn Millionen Euro.