Von Sperling bis Falke: Hier bekommen verletzte Vögel in Dresden Hilfe

Dresden - Ob Haussperlinge, Ringeltauben oder Turmfalken - wenn in Dresden verletzte Vögel Hilfe brauchen, ist die Wildvogelauffangstation zur Stelle.

Ronja Fulsche (l., 27), Stationsleiterin der Wildvogelauffangstation, mit einer Möwe, und Lisa Fünfstück (19), Freiwilligendienstleistende, mit einer Amsel.
Ronja Fulsche (l., 27), Stationsleiterin der Wildvogelauffangstation, mit einer Möwe, und Lisa Fünfstück (19), Freiwilligendienstleistende, mit einer Amsel.  © Bildmontage: privat

Wie Ronja Fulsche (27), Stationsleiterin der Wildvogelauffangstation, gegenüber TAG24 erklärt, gehört die Station auf der Scharfenberger Straße 152 zum Umweltzentrum Dresden e.V., das zahlreiche Umweltschutzinitiativen in der Region vernetzt.

Die Station wurde 2007 von Steffen Keller gegründet und ist seitdem stetig gewachsen.

"Heute verfügt die Anlage über 17 große Außenvolieren und unzählige kleinere Singvogelvolieren, was sie zur größten Einrichtung ihrer Art in Sachsen macht", so die ausgebildete Zootierpflegerin.

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Die Ursachen für verletzte Wildvögel sind dabei häufig menschengemacht. Darunter zählen laut Ronja Fulsche "riesige Glasfassaden, Straßen- und Bahnverkehr, illegaler Heckenschnitt während der Brut- und Setzzeit, unsachgemäßer Einsatz von Luftgewehren, Feuerwerk und auch das Stören von Greifvögeln, die erfolgreich Jagd auf einen anderen Vogel gemacht haben und von ihrer Beute vertrieben werden". Eine der größten Gefahren stellen jedoch frei laufende Hauskatzen dar.

Besonders während der Jungvogelsaison im Frühjahr steigt dabei der Andrang in der Station rasant an. "Statt der rund 10 Anrufe, die uns täglich in Herbst und Winter erreichen, gehen dann auch gerne 150 Anrufe am Tag ein", berichtet die 27-Jährige gegenüber TAG24.

Die Station betreut jährlich zwischen 1000 und 1300 Wildvögel

Pro Jahr werden in der Station 1000 bis 1300 Wildvögel versorgt, darunter auch viele Nestlinge.
Pro Jahr werden in der Station 1000 bis 1300 Wildvögel versorgt, darunter auch viele Nestlinge.  © privat

Dennoch gelangen nicht alle verletzten Vögel in die Einrichtung, da die Finder die Tiere selbst dorthin bringen müssen. "Telefonisch können wir den kompletten Prozess begleiten, aber den Weg zu uns muss der Bürger selbst antreten wollen", erklärt Fulsche. "Leider gibt es immer wieder Menschen, denen der Fund eines verletzten Tieres nicht in den Terminkalender passt und die uns dann die Schuld am möglichen Tod des Tieres geben wollen", ergänzt sie weiter.

Beim Transport sollte der Vogel in einer dunklen Kiste, zum Beispiel einem Schuhkarton, untergebracht werden. "Diese Kiste muss mit Luftlöchern versehen sein, und dem Vogel sollte kein Futter, kein Wasser und keinerlei Medikamente verabreicht werden - sonst droht Erstickungsgefahr", betont die Tierpflegerin.

Hat ein Vogel die Einrichtung erreicht, wird er gründlich untersucht, mit Medikamenten versorgt und, falls nötig, gebrochene Gliedmaßen fixiert. Je nach Eingangsgrund kommt er anschließend in den Ruheraum oder in den Inkubator.

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Die Organisation arbeitet dabei eng mit einem Tierarzt zusammen, der Röntgenbilder anfertigt, die Tiere behandelt, Operationen durchführt und gegebenenfalls auch Einschläferungen vornimmt.

"Wir pflegen jedes Jahr zwischen 1000 und 1300 Wildvögel", so die Stationsleiterin gegenüber TAG24. Unterstützt wird sie dabei von einer weiteren festangestellten Mitarbeiterin sowie von Freiwilligendienstleistenden und Ehrenamtlichen.

Rasmus Sellien (20), Freiwilligendienstleistender, bei einer Turmfalken-Auswilderung.
Rasmus Sellien (20), Freiwilligendienstleistender, bei einer Turmfalken-Auswilderung.  © privat

Hinter jedem verletzten Vogel steckt eine rührende Geschichte

Ob Rotfußfalke (l.), Baumfalke (M.) oder Hausrotschwanz - alle bekommen Hilfe in der Wildvogelauffangstation.
Ob Rotfußfalke (l.), Baumfalke (M.) oder Hausrotschwanz - alle bekommen Hilfe in der Wildvogelauffangstation.  © Bildmontage: privat

Die Finanzierung der Station erfolgt über Fördermittel, Werkverträge mit der Stadt und Spenden. Allein in diesem Jahr wurden bereits 47.000 Euro an Spenden gesammelt, was etwa die Hälfte der anfallenden Kosten deckt.

Ein Großteil der Unterstützung stammt dabei von der Stadtentwässerung Dresden.

Geschichten wie die eines Rotfußfalken, der nach einem Unfall auf einem Bundeswehrgelände, bei dem er sich den Flügel auskugelte, wieder fliegen lernte, zeigen die Erfolge der Station. "Inzwischen hat der Rotfußfalke seine ersten Flüge nach einer langen Genesungszeit absolviert und uns mit seiner Wendigkeit vorsichtig optimistisch gestimmt", erzählt Fulsche begeistert.

Weitere Einblicke in die Arbeit der Wildvogelauffangstation gibt es auf den Social-Media-Kanälen der Einrichtung.

Wer helfen möchte - sei es durch Spenden oder ehrenamtliche Arbeit - ist jederzeit willkommen.

"Wir begrüßen gern sowohl tierliebe als auch telefonier freudige und handwerklich begabte Menschen in unseren Reihen", so Ronja Fulsche. Wer einen verletzten Vogel gefunden hat, kann sich zudem telefonisch an die Einrichtung wenden.

Titelfoto: Bildmontage: privat

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