Von der Sowjetarmee zerschossen: Wie die Königsbrücker Heide zum Naturschutzgebiet wurde

Dresden - Bis heute ist das Betreten verboten: Noch immer verbergen sich in der Königsbrücker Heide Kriegswaffen und scharfe Munition. Sie stammen von der Sowjetarmee, die das Gelände militärisch nutzte - und nach der Wende eine verwüstete Einöde hinterließ. Wie sich die Natur ihr Reich zurückerobert, dokumentiert seit über 25 Jahren Naturfotograf Dirk Synatzschke (64).

Nach dem Abzug der Sowjetarmee bot die Königsbrücker Heide in den 90er-Jahren einen trostlosen Anblick.
Nach dem Abzug der Sowjetarmee bot die Königsbrücker Heide in den 90er-Jahren einen trostlosen Anblick.  © Dirk Synatzschke

Der Pulsnitzer studierte Forstwirtschaft, arbeitete schon vorm Mauerfall als Revierförster, später als Gebietsentwickler für den Sachsenforst in der Königsbrücker Heide.

Die wurde bereits ab 1906 als Truppenübungsplatz der Königlich Sächsischen Armee genutzt, später mehrfach vergrößert. Zuletzt durch die sowjetischen Besatzer für militärische Übungen.

Nach dem Abzug der Truppen 1992 konnte Synatzschke an Exkursionen in dem rund 7000 Hektar großen Gebiet teilnehmen.

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"Durch das Militär und die Panzer war das Gelände zerfahren, der frühere Wald zerschossen und abgebrannt. Ich schätze, rund 90 Prozent der Fläche war baumfrei", erinnert er sich.

Überlegungen, auf dem Gelände einen Flughafen oder eine Mülldeponie für Dresden einzurichten, mussten begraben werden - zu viele Altlasten wie Panzergeschosse versteckten sich im Boden.

Aktueller Blick vom Haselbergturm: Die Natur eroberte sich ihren Platz zurück, bildete einen neuen Wald aus.
Aktueller Blick vom Haselbergturm: Die Natur eroberte sich ihren Platz zurück, bildete einen neuen Wald aus.  © Dirk Synatzschke
Dirk Synatzschke (64) ist Naturfotograf, arbeitete lange in der Königsbrücker Heide, auch für den Sachsenforst.
Dirk Synatzschke (64) ist Naturfotograf, arbeitete lange in der Königsbrücker Heide, auch für den Sachsenforst.  © Eric Münch
Soldaten der Roten Armee während einer Gefechtsübung.
Soldaten der Roten Armee während einer Gefechtsübung.  © Imago
Die Königsbrücker Heide ist Sachsens größtes Naturschutzgebiet.
Die Königsbrücker Heide ist Sachsens größtes Naturschutzgebiet.  © Klaus Kroemke

Aus dem Sowjet-Ödland wurde Sachsens größtes Naturschutzgebiet

Auch seltene Tiere wie dieser Biber kehrten zurück.
Auch seltene Tiere wie dieser Biber kehrten zurück.  © Dirk Synatzschke

Letztlich sollte das Areal der Natur überlassen und geschützt werden - nach der Vision des Naturschützers Heinz Kubasch (1923-2013) aus Königsbrück.

"Schnell kamen Pflanzen wie Silbergras und Sträucher wie Heidekraut zurück", berichtet Synatzschke.

"Schon in den ersten Jahren wuchsen je nach Bodenverhältnissen Pionierbaumarten wie Birke und Kiefern neu. Nach der Jahrtausendwende würde ich wieder von einem Wald sprechen."

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Auch seltene Tierarten wie Wiedehopf, Seeadler und Biber kehrten zurück. "Eine Familie zog einen Damm hoch, flutete ein Waldstück. So wurde eine Sumpfwiese daraus", sagt der Naturkenner.

"Es ist faszinierend, wie die Natur alles geregelt hat, eine schöne junge Wildnis und Sachsens größtes Naturschutzgebiet entstanden sind."

Doch die Vergangenheit bleibt sichtbar: Wo einst Treibstoff oder Öl den Boden verseuchten, wächst bis heute kein Baum. Wildschweine buddeln noch immer Munition aus, trotz jahrelanger Einsätze des Kampfmitteldienstes.

Titelfoto: Dirk Synatzschke

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