Warum liegen hier so viele Menschen vor der Frauenkirche?

Dresden - ME/CFS - der sperrige Begriff steht für Myalgische Enzephalomyelitis und Chronisches Fatigue-Syndrom. Die Krankheit wird meist durch virale Infekte ausgelöst und rückt durch die Corona-Pandemie zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Im Rahmen des Awareness Days am 12. Mai fanden an diesem Wochenende deutschlandweit Liegenddemos statt. Auch in Dresden und Leipzig legten sich viele hin und setzten somit ein Zeichen für mehr Anerkennung, Versorgung und Forschung.

Cornelia Reichstein (46) hat die Liegenddemo in Dresden mitorganisiert.
Cornelia Reichstein (46) hat die Liegenddemo in Dresden mitorganisiert.  © TAG24

Während rund 250 Betroffene, Angehörige und Aktivisten bereits am Samstag auf dem Augustusplatz in Leipzig liegend protestierten, fanden sich am heutigen Sonntag um 14 Uhr rund 300 Menschen vor der Dresdner Frauenkirche zusammen.

Mit Plakaten, auf denen verschiedene Statements standen, machten die Teilnehmer auf die schwere Multisystemerkankung aufmerksam. Cornelia Reichstein (46) hat mit vier weiteren Freiwilligen die Liegenddemonstration in Dresden organisiert.

Sie ist selbst infolge einer Infektion mit Covid-19 und einer anschließenden Corona-Impfung an ME/CFS erkrankt.

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"Mir ist bewusst geworden, wie tödlich diese Erkrankung ist", sagt die Radebeulerin zu TAG24. Sie habe bereits Menschen kennengelernt, deren Angehörige durch die Krankheit gestorben sind.

Auch Sonja Bennewitz (69) ist stellvertretend für ihre Nichte Saskia und deren Partner Kevin (32) da. Ihnen geht es gesundheitlich so schlecht, dass sie nicht selbst vor Ort sein können. "Ärzte verkennen die Krankheit, weil sie unsichtbar ist. Die Krankenkasse bezahlt so gut wie keine Behandlungen", erzählt Sonja.

Weil beide nicht mehr arbeiten können und deshalb jegliche finanzielle Mittel fehlen, sammeln sie Spenden.

Sonja Bennewitz (69) war stellvertretend für ihre Nichte Saskia und deren Partner Kevin vor Ort.
Sonja Bennewitz (69) war stellvertretend für ihre Nichte Saskia und deren Partner Kevin vor Ort.  © TAG24
An einem Stand konnten sich Interessierte über die Erkrankung informieren.
An einem Stand konnten sich Interessierte über die Erkrankung informieren.  © Aaron Schlenter
Mit Plakaten protestierten viele vor der Frauenkirche.
Mit Plakaten protestierten viele vor der Frauenkirche.  © Aaron Schlenter

Rund 18.000 ME/CFS-Betroffene in Sachsen, Petition gestartet

Viele Betroffene verlieren durch die Krankheit den Job, soziale Kontakte und Lebensqualität, wie es hier auf einem der Plakate steht.
Viele Betroffene verlieren durch die Krankheit den Job, soziale Kontakte und Lebensqualität, wie es hier auf einem der Plakate steht.  © Aaron Schlenter

Cornelia, Saskia und Kevin sind keine Einzelfälle. In Deutschland sind schätzungsweise über eine halbe Million Menschen betroffen, in Sachsen etwa 18.000. Frauen trifft es häufiger als Männer. Viele können keinem Beruf mehr nachgehen, sind ans Haus gebunden oder pflegebedürftig.

Hilfe gibt es kaum, Anlaufstellen sind rar und überlaufen. Ärzte sind oft ratlos, denn ME/CFS ist kein fester Bestandteil des Lehrplans.

Durch die Liegenddemos, die die Selbstbetroffene Grit Buggenhagen ins Leben gerufen hat, soll sich endlich etwas ändern. Und auch die Initiative NichtGenesen Sachsen macht Druck.

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In einer kürzlich veröffentlichten Petition an den sächsischen Landtag fordert sie die Verbesserung der Situation für Erkrankte.

Titelfoto: Bildmontage: Aaron Schlenter (2)

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