Mit zwei Gemälden aus Dresden: Große Richter-Schau in Paris

Paris/Dresden - Die Fondation Louis Vuitton in Paris widmet dem deutschen Maler Gerhard Richter (93) eine umfassende Retrospektive, die am 17. Oktober öffnete und bis zum 2. März 2026 zu sehen sein wird. Mit mehr als 270 Arbeiten aus sechs Jahrzehnten ist sie die bislang größte Schau des Künstlers in Frankreich und eine der bedeutendsten internationalen Ausstellungen seines Œuvres überhaupt.

Diese Großaufnahme des Künstlers bei der Arbeit ist Teil der Pariser Ausstellung.  © Sabine Glaubitz/dpa

Richter, 1932 in Dresden geboren, zählt zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. Sein Werk bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen fotografischer Präzision und malerischem Zufall.

Die Pariser Ausstellung zeigt in eindrucksvoller Weise, wie Richter über Jahrzehnte hinweg die Grenzen der Malerei neu ausgelotet hat - von frühen fotobasierten Gemälden über abstrakte Kompositionen bis hin zu Glas- und Spiegelarbeiten.

Die Schau ist sowohl chronologisch als auch thematisch aufgebaut. Sie führt durch Richters Schaffensphasen und macht sichtbar, wie sich seine künstlerische Sprache im Dialog mit Geschichte, Erinnerung und Wahrnehmung verändert hat.

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Zu den Höhepunkten zählen zentrale Werkserien, die sich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen, zum Beispiel der Birkenau-Zyklus von 2014, ebenso wie farbintensive Abstraktionen, in denen Struktur und Zufall zu einer eigenen Ordnung finden.

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Das futuristische Museum der Fondation Louis Vuitton von Frank Gehry, 2014 eröffnet.  © picture alliance / abaca
Zwei Leihgaben aus Dresden - das Gemälde "Davos" von 1981 ...  © Gerhard Richter 2025

"Grauschlieren" und "Davos" gehen als Leihgaben nach Paris

... und das Gemälde "Grauschlieren" von 1968.  © Gerhard Richter 2025, Elke Estel und Hans-Peter Klut, SKD

Die großzügigen Galerieräume des Museums bieten den passenden Rahmen für diese groß angelegte Retrospektive, die in ihrer Dichte und Vielfalt einen seltenen Überblick über das Schaffen Richters erlaubt.

Kuratiert wurde die Schau von Nicholas Serota and Dieter Schwarz in Zusammenarbeit mit dem Atelier Richter in Köln und dem Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) in Dresden.

Die Architektur der Fondation Louis Vuitton, entworfen von Frank Gehry, bietet mit ihren weiten, lichtdurchfluteten Räumen den passenden Rahmen für die monumentale Retrospektive.

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Das Dresdner Gerhard Richter Archiv hat die Fondation Louis Vuitton sowie das Kuratorenteam seit 2024 unterstützt, etwa bei der Leihgabenakquise, beim Zusammentragen des dokumentarischen Fotomaterials für den Ausstellungskatalog, die Ausstellung und alle damit verbundenen Print- und digitalen Angebote sowie mit wissenschaftlichen Auskünften in Vorbereitung der Ausstellung. Dietmar Elger, Leiter des Archivs, schrieb einen Textbeitrag für den Katalog.

Schließlich haben die SKD zwei Richter-Gemälde aus eigenem Bestand - "Grauschlieren" und "Davos" - als Leihgaben nach Paris gegeben. Die Richter-Räume im Albertinum sind in diesem Zusammenhang umgestaltet worden - "vollständig umgehängt", wie es heißt.

Retrospektive in Paris ist mehr als eine Rückschau

"48 Porträts" heißt die Bildserie, mit der Richter 1972 den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielte.  © Sabine Glaubitz/dpa

Richters Werk ist nicht nur ein Spiegel der Nachkriegsgeschichte, sondern auch eine permanente Befragung des Mediums Bild an sich. In Paris wird deutlich, wie konsequent der Künstler diese Fragen über Jahrzehnte hinweg verfolgt hat und wie aktuell seine Bildsprache geblieben ist.

Die Retrospektive in Paris ist mehr als eine Rückschau - sie verschränkt Vergangenheit und Gegenwart und ist eine Hommage an einen Künstler, der das Wesen des Bildes immer wieder neu erfindet.

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