Niesky hebt die Fertighaus-Pioniere aufs Schild
Niesky - Nur zehn Tage Bauzeit und ein Viertel billiger als ein Haus aus Stein. Bei diesen Eckdaten ist es kein Wunder, dass die Holzhäuser aus Niesky (Landkreis Görlitz) einst Kassenschlager waren und die Firma Christoph & Unmack AG zum größten Holzbauproduzenten Europas machten. Das ist mittlerweile zwar rund 100 Jahre her, aber die Tradition lebt weiter. Nicht zuletzt Dank der rund 100 Musterhäuser, die im Stadtgebiet gebaut wurden und noch heute bewohnt sind.

"Niesky ist die Geburtsstätte des modernen Holzbaus", sagt Claudia Wieltsch (35), vom örtlichen Museum.
Die dort erfundenen Fertigteilhäuser wurden in die ganze Welt exportiert. Das erste deutsche Botschaftsgebäude in Ankara wurde ebenso in Niesky gebaut wie ein Holzhaus auf der Zugspitze, das 1965 bei einer Lawine zerstört wurde.
"Damals wurden 4000 Häuser pro Jahr gebaut und bis in die USA und nach Kanada geliefert", erklärt Wieltsch. Gebaut wurden aber nicht nur Wohnhäuser, sondern unter anderem auch Kirchen.
Von diesem Erbe will das 10.000-Einwohner-Städtchen touristisch profitieren. Bereits jetzt kommen jedes Jahr rund 8000 Besucher aus dem In- und Ausland in das Museum.
Ein Autobahnschild soll künftig noch mehr anlocken. Das wurde gestern zwar enthüllt, allerdings noch nicht an seinem künftigen Platz an der A4, sondern in einem ehemaligen Verkaufspavillon in einer der Holzhaussiedlungen.
Der Grund: Der Stadt fehlt das Geld. Knapp 7 000 Euro Spenden sind zwar bereits zusammengekommen, es fehlen aber noch weitere 5 000.
Auch Albert Einstein hatte ein Holzhaus
Zu sehen ist darauf außer einer Kirche und eine stilisierten Holzhaussiedlung auch das Konrad-Wachsmann-Haus. Sein Namensgeber war ein Pionier des industriellen Bauens.
Von ihm in Deutschland nur noch ein weiteres Haus erhalten: das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh bei Potsdam.



Titelfoto: Andre Schulze