67.800 Dresdner leben mit Armutsrisiko: Überraschend, wo wie meisten Wohlhabenden wohnen

Dresden - Vielen Dresdnern treibt der Gedanke an Weihnachtsgeschenke oder die nächste Nebenkostenabrechnung den Schweiß auf die Stirn. Laut einer Umfrage gilt jeder achte Stadtbewohner als armutsgefährdet – eine Gruppe ist besonders betroffen.

Tafel-Landeschef Stephan Trutschler (64) berichtet von immer mehr Rentnern an der Ausgabe.  © Holm Helis

Die höchsten Anteile Wohlhabender finden sich überraschenderweise in Briesnitz (23 Prozent), gefolgt von Blasewitz, Loschwitz, Plauen und der Neustadt (je rund 22 Prozent). In Prohlis dagegen stehen 37 Prozent Armutsgefährdete nur vier Prozent Wohlhabenden gegenüber.

Fragen nach Armut und Wohlstand stellte Linken-Stadtrat André Schollbach (46) kürzlich der Stadtverwaltung. In ihrer Antwort verweist sie auf die Kommunale Bürgerumfrage von 2024: 6200 Dresdner wurden zu Themen wie Lebensqualität, Verkehr und persönlichen Finanzen befragt.

Das Ergebnis: Etwa 67.800 Menschen (12 Prozent) in 47.600 Haushalten (15 Prozent) leben mit Armutsrisiko, viele davon in Prohlis und Gorbitz. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) von ihnen bekommt staatliche Unterstützung, etwa Bürgergeld oder Grundsicherung im Alter.

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Für einen Einpersonenhaushalt liegt der amtliche Schwellenwert der Armutsgefährdung bei 1320 Euro netto. Grundlage ist das sogenannte Äquivalenzeinkommen – ein Maß, das das verfügbare Einkommen auf die Haushaltsgröße umrechnet, um Lebensverhältnisse vergleichbar zu machen. In Dresden beträgt es durchschnittlich 2200 Euro.

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Häufig nicht nur einsam, sondern auch knapp bei Kasse: alleinstehende Senioren.  © IMAGO/Lobeca
Wer als Single weniger als 1320 Euro netto pro Monat zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet.  © 123RF/gregorylee
Im elbnahen Briesnitz (Stadtbezirk Cotta) residieren anteilig die meisten wohlhabenden Haushalte.  © Stefan Häßler
Auch am beschaulichen Elbhang in Loschwitz leben viele wohlhabende Familien.  © imago/Hanke

Ab einem Äquivalenzeinkommen von mehr als 3300 Euro gelten Haushalte als wohlhabend

In Prohlis hat sich der Anteil armutsgefährdeter Haushalte gegenüber 2022 mehr als verdoppelt - von 18 auf 37 Prozent.  © imago/C3 Pictures

Besonders von Armut betroffen sind alleinstehende Senioren: In dieser Gruppe liegt die Gefährdungsquote bei 20 Prozent. Die Tafel Sachsen bestätigt den Trend.

"Rentner sind bei uns derzeit die am stärksten wachsende Kundengruppe – sie machen bald 30 Prozent des Aufkommens aus", sagt Landesvorsitzender Stephan Trutschler (64).

Häufig wiege die Not durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise das Schamgefühl der Betroffenen auf. "Wir bräuchten dringend mehr Förderung und ehrenamtliche Helfer", so Trutschler.

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Ab einem Äquivalenzeinkommen von über 3300 Euro gelten Haushalte als wohlhabend. In solchen leben in Dresden rund 95.900 Menschen (17 Prozent), weitere 26.000 Personen (5 Prozent) verfügen über mehr als das Doppelte des Durchschnittseinkommens.

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