Besuch an Dresdens derzeit einzigem Container-Dorf in Sporbitz

Dresden - Seit Wochen ringt Dresden um die richtige Unterbringung von Geflüchteten. Um eine erneute Belegung von Sport- und Messehallen zu vermeiden, plant das Rathaus, Flüchtlinge in sogenannten Container-Dörfern unterzubringen - wogegen sich in den Ortsteilen teils heftiger Widerstand äußert. Doch wie sieht das Leben in und mit solchen Unterkünften aus? Im Stadtteil Sporbitz steht Dresdens derzeit einziges Container-Dorf.

Außenansicht des Container-Dorfes in Sporbitz. Der Geflüchtete Mohamad Almohamad (21) sprach mit TAG24 über seine Erlebnisse in Syrien und der anschließenden Flucht.
Außenansicht des Container-Dorfes in Sporbitz. Der Geflüchtete Mohamad Almohamad (21) sprach mit TAG24 über seine Erlebnisse in Syrien und der anschließenden Flucht.  © Montage: IMAGO/Sylvio Dittrich, Norbert Neumann

Anfang April wurde mobile Unterkunft eröffnet. Die meisten der 44 Geflüchteten, die hier derzeit eine vorübergehende Bleibe gefunden haben, kommen aus dem vom Krieg zerrissenen Syrien. Die vorwiegend jungen Männer teilen sich hier zu viert je einen der blechernen Wohncontainer. Acht Plätze sind noch frei, so Danilo Schulz, Sprecher der "Johanniter", die die Unterkunft betreiben.

Ein Bewohner ist Mohamad Almohamad. Der 21-Jährige kommt gerade vom Einkaufen.

Dann berichtet er über seine 2000 Kilometer lange Flucht zu Fuß, um dem Krieg zu entkommen: "Ich komme aus dem zerbombten Darʿā in Syrien und bin durch die Türkei gegangen, dann weiter nach Serbien, Slowakei, Tschechien", beschreibt der junge Mann seine zweimonatige Odyssee mittels Handyübersetzer.

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Sein neues Zuhause in Dresden findet er "super, weil es sicher ist". Jetzt will Mohamad schnell die Sprache lernen. Zahlen beherrscht er bereits sehr gut. Sein Traumberuf: Automechaniker.

In Syrien musste er nach der Schule eine Ausbildung wegen des Krieges abbrechen.

Die sanitären Anlagen im Container.
Die sanitären Anlagen im Container.  © privat
Innenansicht der Küche im Container-Dorf.
Innenansicht der Küche im Container-Dorf.  © privat

Die Anwohner reagieren gemixt auf das Containerdorf

Tom Otte (26) kann sich vorstellen, dass es nicht einfach für Flüchtlinge ist, anzukommen.
Tom Otte (26) kann sich vorstellen, dass es nicht einfach für Flüchtlinge ist, anzukommen.  © Norbert Neumann

Die meisten Anwohner und Händler im Umfeld äußern sich besorgt. Christine Schimang (70) sagt, sie habe nichts gegen Flüchtlinge, aber "die dürfen ja nicht arbeiten, haben den ganzen Tag frei, da kommt man schon auf Gedanken". Andere Anwohner befürchten eine Islamisierung des Freistaates.

Währenddessen dreht ein stadtbekannter Rechtsextremist seine Runden im dicken Jeep ums Container-Dorf, verbreitet kurz darauf im Internet befremdliche Fantasien. Tom Otte (26) arbeitet ums Eck und bleibt optimistisch: "Es ist schwer im Osten Fuß zu fassen.

Ich wünsche den Jungs alles Gute!

CDU will Zelte und Leichtbauhallen

Die CDU-Fraktion hat sich entschieden, den neuen Container-Vorschlag von OB Dirk Hilbert (51, FDP) mit sechs statt neun Standorten abzulehnen. Stattdessen schlägt sie vor, solange bestehende Kapazitäten ausgelastet sind, Asylbewerber in Zelten und Leichtbauhallen an maximal vier Standorten (je 200 bis 600 Personen) außerhalb der Innenstadt (26er Ring) unterzubringen.

Mit täglicher sozialer Betreuung (auch am Wochenende) und überarbeitetem Sicherheitskonzept. Das sei auch kostengünstiger als die Unterbringung in Containern.

Diese (Standorte Sachsenplatz und Löwenhainer Straße) sollen nur für minderjährige Flüchtlinge (und deren Sorgeberechtigten) genutzt werden.

Titelfoto: Montage: IMAGO/Sylvio Dittrich, Norbert Neumann

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