Immer mehr Dresdner bedürftig: Wohngeldstelle muss umziehen

Dresden - Wegen der angespannten Haushaltslage will die Verwaltung in den kommenden Jahren Hunderte Stellen abbauen. In der Wohngeldstelle zeigt sich jedoch ein gegenteiliger Trend: Dort hat sich die Zahl der Mitarbeiter seit 2020 nahezu verdreifacht. Der Grund: In Dresden gibt es immer mehr Wohngeldbezieher.

Wohnquartiere in der Johannstadt: Auch in Dresden wuchs der Bezieherkreis in den vergangenen Jahren spürbar an.  © Steffen Füssel

Arbeiteten vor fünf Jahren noch 36 Personen in der zuständigen Abteilung des Geschäftsbereichs von Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (48, Linke), sind es inzwischen 92 Sachbearbeiter.

So viele, dass nun sogar ein großer Umzug stattfand: Am Freitag schloss endgültig die Filiale am Ferdinandplatz (gegenüber dem Stadtforum). Die 35 dort tätigen Mitarbeiter wechseln zum Standort in Striesen (Junghansstraße 2), wo das Sozialamt kürzlich umgebaut wurde.

Das Haus ist künftig die zentrale Anlaufstelle für die Antragstellung. Das sorge für mehr Übersichtlichkeit und kürzere Wege für Bürgerinnen und Bürger, hieß es in einer Erklärung. Anträge können laut Rathaus weiterhin auch in den Ortsämtern abgeholt und abgegeben werden.

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Zuletzt profitierten 12.393 Haushalte (mit 22.339 Personen) in Dresden von der Sozialleistung. Knapp 43 Millionen Euro bewilligte das Rathaus dafür im Jahr 2024; bis dato wurden in diesem Jahr 19,7 Millionen Euro ausgezahlt.

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Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (48, Linke) stellte zahlreiche neue Sachbearbeiter ein.  © Thomas Türpe
Das Sozialamt in Striesen (Junghansstraße 2) wurde umgebaut, dient nun als zentrale Anlaufstelle.  © Christian Juppe

AfD drängt auf mehr Hilfe vom Bund

AfD-Stadträtin Silke Schöps (49) möchte den Bund für steigende Personalkosten in die Pflicht nehmen.  © Eric Münch

Zum Vergleich: Im Januar 2020 bezogen lediglich 4289 Haushalte Wohngeld, die damaligen Ausgaben lagen bei 11,7 Millionen Euro. Während die direkten Leistungen aus dem sächsischen Landeshaushalt stammen, trägt die Stadt die steigenden Verwaltungskosten.

Die AfD im Stadtrat sieht diese Entwicklung kritisch. OB Dirk Hilbert (53, FDP) müsse "gegenüber dem Bund darauf drängen, dass auch eine angemessene finanzielle Ausstattung der Kommunen für den gestiegenen Personalbedarf erfolgt", so Stadträtin Silke Schöps (49), Sprecherin für Allgemeine Verwaltung der Fraktion.

Wohngeld gibt es in Deutschland seit 1965. Es wird an Personen gezahlt, deren Einkommen nicht ausreicht, um die Wohnkosten zu decken. Im Jahr 2023 erhielt ein Ein-Personen-Haushalt in Dresden durchschnittlich 249 Euro pro Monat.

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Wohngeldreformen auf Bundesebene führten zuletzt zu einem deutlichen Anstieg bei den Anträgen.

Im Jahr 2023 bezogen in Deutschland rund 1,2 Millionen Haushalte das Wohngeld - eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.  © picture alliance / Flashpic

Neubau von Wohnraum lahmt

Um den steigenden Bedarf zu decken, müsste die Zahl der Neubauwohnungen deutlich höher liegen, sagen Experten.  © Thomas Türpe

Für Kosten von rund 230 Millionen Euro wurden in Dresden im vergangenen Jahr 1902 neue Wohnungen gebaut - davon 120 in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Doch das ist zu wenig, sagt die Gewerkschaft IG Bau. Sie fordert, dass der geplante "Wohnungsbau-Turbo" der Bundesregierung endlich in der Elbmetropole ankommt. "Es muss jetzt einen 'Aufschwung Wohnen' geben", sagt Jörg Borowski, Vorsitzender der IG BAU Dresden.

Vor allem Sozialwohnungen und bezahlbarer Wohnraum seien dringend nötig. Die Stadtverwaltung geht auf Basis einer Erhebung aus dem Jahr 2021 derzeit von einem zusätzlichen Bedarf an preiswerten Wohnungen in Höhe von 17.000 Einheiten aus.

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