Nachhaltiger Neubau: Mit Carsharing kann man sich den Parkplatz sparen

Dresden - Die Stadt setzt bei Neubauten gezielt auf Stellplätze fürs Carsharing. Das soll einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung dienen. Zudem sparen sich Bauherren damit die Einrichtung regulärer Parkplätze.

Dieses Wohnhaus baute die städtische Wohnungsbaugesellschaft WiD (Wohnen in Dresden), richtete dafür zwei Carsharing-Stellplätze ein.
Dieses Wohnhaus baute die städtische Wohnungsbaugesellschaft WiD (Wohnen in Dresden), richtete dafür zwei Carsharing-Stellplätze ein.  © Holm Helis

Investoren müssen bei Neubauten für gewöhnlich auch an Parkplätze (oder teure Tiefgaragen) für die künftigen Bewohner denken. Je mehr Wohnungen errichtet werden, desto mehr Stellplätze werden benötigt.

Es gibt aber einen Sonderfall: Wird ein Carsharing-Platz gebaut, ersetzt dieser fünf reguläre Stellplätze. Das ermöglicht die 2018 vom Stadtrat geänderte Stellplatz- und Garagensatzung.

Seitdem wurden auf diese Weise 250 neue Carsharing-Plätze an Neubauten vertraglich festgeschrieben. Allein 100 davon hat die kommunale Wohnungsbaugesellschaft WiD (Wohnen in Dresden) geplant, die sozialen Wohnraum errichtet.

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Die Regelung spare Baukosten und schaffe mehr Flächen für Wohnraum oder beispielsweise Grünanlagen, teilt ein Stadtsprecher mit.

Zwei Plätze mit E-Ladesäulen wurden jetzt mit dem Anbieter "teilAuto" an der Kipsdorfer Straße in Striesen eingeweiht. 100 neue Ladepunkte will der Anbieter im kommenden Jahr einrichten, arbeitet dabei mit SachsenEnergie zusammen.

Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) will die Satzung künftig weiter lockern, um Parkplätze zugunsten nachhaltigerer Mobilitätskonzepte einzusparen.

Breite Zusammenarbeit: SachsenEnergie-Abteilungsleiter Carsten Wald, (53, v.r.), "teilAuto"-Regionalleiter Marcus Buchfeld (30), Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) und René Störr (50) von der WiD.
Breite Zusammenarbeit: SachsenEnergie-Abteilungsleiter Carsten Wald, (53, v.r.), "teilAuto"-Regionalleiter Marcus Buchfeld (30), Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) und René Störr (50) von der WiD.  © Holm Helis

Wer hat das Nachsehen?

Kommentar von Hermann Tydecks

Immer mehr Carsharing-Plätze sollen mit E-Ladesäulen ausgestattet werden.
Immer mehr Carsharing-Plätze sollen mit E-Ladesäulen ausgestattet werden.  © Holm Helis

Das Angebot von Carsharing-Plätzen insbesondere an neu gebauten Wohnhäusern ist grundsätzlich zu begrüßen. Tatsächlich kann das Teilen eines Wagens für viele Nutzer überaus sinnvoll sein. Schließlich steht ein Auto am Tag im Schnitt 23 Stunden ungenutzt herum und nimmt Platz weg.

Für den Großteil der Autofahrer ist das Carsharing aber keine Alternative zum eigenen Auto. Wer seinen Wagen regelmäßig braucht, etwa für die Fahrt zur Arbeit, wer es als mobiles Büro nutzt oder im ländlichen Raum wohnt, für den ist das Teilen eines "fremden" Autos nicht sinnvoll oder lohnt sich finanziell nicht.

Carsharing ist neben ÖPNV oder auch den Mobi-Bikes ein (nachhaltiger) Teil des Mobilitätsangebots in Dresden. Hier nutzen es laut Stadt 8000 Menschen. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass reguläre Autofahrer das Nachsehen haben und sich zunehmend mehr mit Parkplatz-Suche quälen müssen!

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Denn es ist zu anzunehmen, dass Investoren liebend gerne ein Carsharing-Platz anbieten, um sich damit den Bau von fünf Pkw-Stellplätzen zu sparen, die sie sonst bereithalten müssten.

So könnte die gut gemeinte Regelung, die ja letztlich auch den Bau von Wohnhäusern mit Stellplätzen auf begrenztem Raum ermöglicht (Tiefgaragen sind etwa im sozialen Wohnungsbau nicht finanzierbar), zu viel Frust bei Fahrern sorgen, die aufs eigene Fahrzeug und einen Parkplatz angewiesen sind.

Fallen künftig weitere Stellplätze zugunsten eines Lastenrad-Angebots weg (oder müssen nicht mehr bereitgestellt werden), würde das die vielerorts bereits vorhandene Parkplatz-Not noch verstärken.

Titelfoto: Holm Helis

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