Geschlechterneutrale Notdurft: Im Stadtforum gibt's jetzt auch Klos für Diverse
Dresden - Im neuen Stadtforum müssen sich Besucher und Mitarbeiter nicht mehr zwischen Herren- und Damen-WC entscheiden. Denn in jedem der neun Sanitärbereiche des Verwaltungsbaus gibt es eine weitere Möglichkeit: "Sanitär divers".

Dabei gilt: Alle dürfen rein, niemand wird ausgeschlossen. "Geschlechtsneutral" - so lautet das Prinzip.
Eine besondere Ausstattung gibt es aber nicht, bekräftigte die Verwaltung gegenüber TAG24. Christine Spielvogel (46), Leiterin der Stabsstelle Stadtforum, nennt die Einführung zukunftsfähig, verweist auf die Übererfüllung einer DIN-Norm für Barrierefreiheit.
Andere städtische Gebäude verfügen bislang nicht über diese Klo-Kategorie.
Denn die eigentliche Zielgruppe ist überschaubar: In ganz Dresden sind aktuell 58 Personen mit dem Geschlechtseintrag "divers" gemeldet. Wie viele sich davon unter den 1500 im Stadtforum untergebrachten Beschäftigten befinden, ist nicht bekannt. Auch zu den Unterhaltungs- und Reinigungskosten machte das Rathaus keine Angaben - es fehle eine separate Erfassung.
Trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung? Stadträtin Anne Herpertz (27, Piraten) meint: Ja. Neben praktischen Vorteilen wie der Zeitersparnis schaffe die diverse Toilette "Erleichterung für all jene, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen".


TU Dresden hat bereits diverse Toiletten

AfD-Fraktions-Chef Steffen Hanisch (64) sagte: "Die Sinnhaftigkeit dieser Regelung ist sicher infrage zu stellen. Gerade jetzt muss alles unternommen werden, um Baupreise zu senken."
Wie sieht es anderswo aus? Die TU Dresden (29.000 Studenten) betreibt derzeit 58 geschlechtsneutrale WCs auf dem Campus.
Die Bahn führt für ihre "DB Lounges" aktuell ein Pilotprojekt in München durch - ob es nach Dresden kommt, hängt vom Ergebnis ab.
Die gewöhnlichen Bahnhofstoiletten betreiben meist externe Firmen, betonte eine DB-Sprecherin.


Im Sächsischen Landtag finden Besucher und Abgeordnete Toiletten für Männer, Frauen und Rollstuhlfahrer - eine "diverse" Variante fehlt. Und an Dresdens Schulen? "Das Thema steht nicht im zentralen Fokus", schrieb Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (56, CDU) auf Nachfrage.
Allerdings hatten Schüler des Gymnasiums in Bühlau vergangenes Jahr ihr Interesse bekundet. Die damalige Absprache: Wenn es die baulichen Bedingungen zulassen, soll der Installation nichts im Wege stehen.
Titelfoto: Thomas Türpe (2)