Rettungspaket vertagt: Stadtrat lässt Jugendhilfe hängen
Dresden - Hiobsbotschaft für die auf Förderhilfen wartende Kinder- und Jugendarbeit in Dresden: Der Stadtrat konnte sich nicht auf ein Rettungspaket einigen und vertagte die Entscheidung. Ohne die städtischen Gelder stehen verschiedene Jugendhäuser zum Jahreswechsel vor dem Aus, darunter das beliebte "Moosmutzelhaus" in Löbtau, für dessen Erhalt Eltern über 3100 Unterschriften gesammelt hatten.
Rund 100 "Stammkinder" (6 bis 14 Jahre) besuchen in ihrer Freizeit das "Moosmutzelhaus", können Freunde treffen, kochen, spielen, Ausflüge machen.
"Wir wissen, dass unsere Kinder dort gut aufgehoben sind, schöne Nachmittage erleben", so Vater Nick Pruditsch (38). "Es braucht Räume, die Kinder selbst entdecken, wo sie sich ausprobieren können", appellierte er an den Rat, die Einrichtungen auf der Streichliste zu retten.
Hintergrund für die mangelnden Gelder ist neben der allgemeinen Finanznot der Stadt ein Haushalts-Beschluss des Rates, die Schulsozialarbeit zu erhalten. Die dafür frei gemachten Gelder waren von der Verwaltung zu gering angesetzt bzw. falsch berechnet worden, was letztlich ein Loch in den Etat der Jugendhilfe riss.
"Wir sparen an unserer eigenen Zukunft", kritisierte PVP-Rätin Jessica Roitzsch (39, Volt). "Das ist ein Vorgeschmack auf die grausamen Entscheidungen, die wir hier in den nächsten Jahren noch treffen werden. Wir haben auch absehbar wahrscheinlich nicht mehr Geld für die Jugendhilfe", so Johannes Schwenk (33, CDU).
Rettungsplan zurück in Ausschuss verwiesen
"Die Hütte brennt", machte Agnes Scharnetzky (38, Grüne) klar. Kinder und Jugendliche fühlten sich zurückgelassen, werden demokratieverachtend, rechtsextrem, suizidgefährdet, erkranken. Am Ende treffe es die, die am allerwenigsten dafür können, kritisierte die Linke.
Dana Frohwieser (48, SPD) appellierte, wenigstens die Gelder für drei Jugendtreffs ("Moosmutzelhaus", "Oase", "Check Out", insgesamt 550.000 Euro) zusammenzukratzen und damit ein klares Bekenntnis abzugeben. Ohnehin könnten die Mittel erst im März im Zuge eines Nachtragshaushalts fließen.
Doch auf Antrag von Matthias Dietze (51, CDU), dem das während der Debatte eingebrachte Zahlenwerk zu unübersichtlich wurde, verwies eine Mehrheit (38 Ja, 31 Nein) den Rettungsplan zurück in den Ausschuss.
Eine Klage des "Moosmutzelhaus"-Trägers (Kindervereinigung Dresden) gegen Einstellung der Förderung war zuvor vom Verwaltungsgericht im Eilverfahren abgelehnt worden. Ab 1. Januar sind die Häuser damit auf sich allein gestellt, müssen Angebote kürzen oder schließen.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2), Holm Helis
