Rettungspaket vertagt: Stadtrat lässt Jugendhilfe hängen

Dresden - Hiobsbotschaft für die auf Förderhilfen wartende Kinder- und Jugendarbeit in Dresden: Der Stadtrat konnte sich nicht auf ein Rettungspaket einigen und vertagte die Entscheidung. Ohne die städtischen Gelder stehen verschiedene Jugendhäuser zum Jahreswechsel vor dem Aus, darunter das beliebte "Moosmutzelhaus" in Löbtau, für dessen Erhalt Eltern über 3100 Unterschriften gesammelt hatten.

Dem beliebten Moosmutzelhaus an der Hermsdorfer Straße in Löbtau droht ab Januar die Schließung.
Dem beliebten Moosmutzelhaus an der Hermsdorfer Straße in Löbtau droht ab Januar die Schließung.  © Steffen Füssel

Rund 100 "Stammkinder" (6 bis 14 Jahre) besuchen in ihrer Freizeit das "Moosmutzelhaus", können Freunde treffen, kochen, spielen, Ausflüge machen.

"Wir wissen, dass unsere Kinder dort gut aufgehoben sind, schöne Nachmittage erleben", so Vater Nick Pruditsch (38). "Es braucht Räume, die Kinder selbst entdecken, wo sie sich ausprobieren können", appellierte er an den Rat, die Einrichtungen auf der Streichliste zu retten.

Hintergrund für die mangelnden Gelder ist neben der allgemeinen Finanznot der Stadt ein Haushalts-Beschluss des Rates, die Schulsozialarbeit zu erhalten. Die dafür frei gemachten Gelder waren von der Verwaltung zu gering angesetzt bzw. falsch berechnet worden, was letztlich ein Loch in den Etat der Jugendhilfe riss.

"Sie haben den Schuss nicht gehört": So reagieren die Fraktionen auf Lockerung der Haushaltssperre
Dresden Politik "Sie haben den Schuss nicht gehört": So reagieren die Fraktionen auf Lockerung der Haushaltssperre

"Wir sparen an unserer eigenen Zukunft", kritisierte PVP-Rätin Jessica Roitzsch (39, Volt). "Das ist ein Vorgeschmack auf die grausamen Entscheidungen, die wir hier in den nächsten Jahren noch treffen werden. Wir haben auch absehbar wahrscheinlich nicht mehr Geld für die Jugendhilfe", so Johannes Schwenk (33, CDU).

Seit 31 Jahren Anlaufstelle für Kids, Entlastung auch für (arbeitende) Eltern: Kinder können im "Moosi" zusammen spielen, auch betreute Ausflüge unternehmen.
Seit 31 Jahren Anlaufstelle für Kids, Entlastung auch für (arbeitende) Eltern: Kinder können im "Moosi" zusammen spielen, auch betreute Ausflüge unternehmen.  © Norbert Neumann
Auch Vater Nick Pruditsch (38) appellierte an den Rat, den Jugendtreff zu retten.
Auch Vater Nick Pruditsch (38) appellierte an den Rat, den Jugendtreff zu retten.  © privat
Sozialpädagogin Claudia Elle (40) setzt sich für die Rettung des "Moosies" ein.
Sozialpädagogin Claudia Elle (40) setzt sich für die Rettung des "Moosies" ein.  © Holm Helis

Rettungsplan zurück in Ausschuss verwiesen

Über 3100 Dresdner unterschrieben eine Petition für den Erhalt.
Über 3100 Dresdner unterschrieben eine Petition für den Erhalt.  © Steffen Füssel

"Die Hütte brennt", machte Agnes Scharnetzky (38, Grüne) klar. Kinder und Jugendliche fühlten sich zurückgelassen, werden demokratieverachtend, rechtsextrem, suizidgefährdet, erkranken. Am Ende treffe es die, die am allerwenigsten dafür können, kritisierte die Linke.

Dana Frohwieser (48, SPD) appellierte, wenigstens die Gelder für drei Jugendtreffs ("Moosmutzelhaus", "Oase", "Check Out", insgesamt 550.000 Euro) zusammenzukratzen und damit ein klares Bekenntnis abzugeben. Ohnehin könnten die Mittel erst im März im Zuge eines Nachtragshaushalts fließen.

Doch auf Antrag von Matthias Dietze (51, CDU), dem das während der Debatte eingebrachte Zahlenwerk zu unübersichtlich wurde, verwies eine Mehrheit (38 Ja, 31 Nein) den Rettungsplan zurück in den Ausschuss.

"Die Hütte brennt", mahnte Agnes Scharnetzky (38, Grüne).
"Die Hütte brennt", mahnte Agnes Scharnetzky (38, Grüne).  © Thomas Türpe

Eine Klage des "Moosmutzelhaus"-Trägers (Kindervereinigung Dresden) gegen Einstellung der Förderung war zuvor vom Verwaltungsgericht im Eilverfahren abgelehnt worden. Ab 1. Januar sind die Häuser damit auf sich allein gestellt, müssen Angebote kürzen oder schließen.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2), Holm Helis

Mehr zum Thema Dresden Politik: