Schon über 30 Jahre Leerstand: Warum lässt Bauantrag fürs Sachsenbad weiter auf sich warten?

Dresden - Große Pläne gibt es für das seit 1994 leerstehende Sachsenbad in Pieschen. Doch vor Ort herrscht weiterhin Stillstand. Wann kommt Bewegung in das Projekt?

Das alte Sachsenbad ist eine Ruine, für viele Pieschener ein schwer zu ertragender Anblick.
Das alte Sachsenbad ist eine Ruine, für viele Pieschener ein schwer zu ertragender Anblick.  © Ove Landgraf

Ursprünglich war vorgesehen, den ehemaligen Badetempel (Baujahr 1929) in ein modernes Multifunktionsgebäude (Büros, Yogastudio, Saunawelt) zu verwandeln. So ist es im Kaufvertrag mit der Stadt (1,1 Millionen Euro) von 2021 notiert.

Bis Juli 2024 hätte dafür ein Bauantrag von Investor Montis Real Estate bei der Verwaltung eingehen sollen. Nach Verstreichen der Frist wurde diese auf Januar 2026 verschoben. Doch drei Monate vor Ablauf liegt der Stadt noch immer kein Bauantrag vor, wie Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46, Linke) über eine Anfrage herausfand.

Im Februar wurde bekannt, dass große Teile des Gebäudes (Tragwerk, Keller) marode und teilweise schadstoffbelastet sind. Montis möchte diese Abschnitte abreißen und wegfallende Flächen durch einen großzügigen Neubau ausgleichen. Dieser würde bis auf das nördliche Nachbargrundstück (derzeit von SachsenEnergie genutzt) ragen.

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Vorgesehen war, dass der Rat über die Ankaufsvorlage (mindestens 605.000 Euro) im Spätsommer entscheidet. Nun ist der Dezember als Ziel ausgegeben.

Sieht die Flächenprivatisierung kritisch: Stadträtin Anne Herpertz (27, Piraten).
Sieht die Flächenprivatisierung kritisch: Stadträtin Anne Herpertz (27, Piraten).  © Holm Helis
Ein Blick ins Innere: Einige Abschnitte des Gebäudes müssen abgerissen werden.
Ein Blick ins Innere: Einige Abschnitte des Gebäudes müssen abgerissen werden.  © MONTIS
Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46) erkundigte sich bei der Verwaltung.
Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46) erkundigte sich bei der Verwaltung.  © Petra Hornig

Stadtrat Engel will mehr als ständige Ankündigungen

So sieht die Zukunftsvision für das Multifunktionsgebäude aus.
So sieht die Zukunftsvision für das Multifunktionsgebäude aus.  © Visualisierung: zanderarchitekten

Lokalpolitiker, die sich seit Jahren mit dem Sanierungsfall beschäftigen, sind frustriert. "Wir brauchen nicht immer neue Ankündigungen, sondern endlich einen belastbaren Zeitplan", sagte Stadtrat Stefan Engel (33, SPD). Auch müssten noch offene Fragen (etwa zu Abstandsflächen und Wegerecht) geklärt werden.

"Die Stadt lässt sich zum wiederholten Male von einem Investor vorführen", so BSW-Fraktions-Chef Ralf Böhme (52) empört. Stadträtin Anne Herpertz (27, Piraten) kritisiert die geplante Privatisierung der kommunalen Fläche und kündigte an, der Ankaufsvorlage nicht zustimmen zu wollen.

Montis-Projektleiter André Powilleit verwies im Gespräch mit TAG24 auf den laufenden Verwaltungsvorgang. Nach Beschluss des Rates im Dezember wolle das Unternehmen zeitnah einen Bauantrag für das gesamte Vorhaben (Altbau und Anbau) stellen.

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Mit der Fertigstellung und Eröffnung rechne er für 2029. Die Stadt teilte unterdessen mit, dass mit dem Verkauf des Nachbargrundstücks (und eines neuen Kaufvertrags) auch neue Fristen für den Bauantrag gelten könnten.

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf, Holm Helis

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