Stadt-CDU macht gegen Graffiti mobil: Ist das Kunst oder muss das weg?

Dresden - Sie finden sich an Häuserwänden, Brückenpfeilern und Bahnwaggons: Graffiti sind für viele Bürger ein Ärgernis. Die CDU möchte die ausufernde Fassadenmalerei wieder zum Thema in der Stadtpolitik machen. Denn nicht genehmigte Graffiti, die die Öffentlichkeit in der Regel als Vandalismus wahrnimmt, nehmen zu.

Dresden oder Detroit? So manche Ansammlung liebloser Graffiti erinnert an Elendsviertel anderer Großstädte.
Dresden oder Detroit? So manche Ansammlung liebloser Graffiti erinnert an Elendsviertel anderer Großstädte.  © Holm Helis

Während die Polizei 2019 noch 1263 neue Schmierereien im Stadtgebiet zählte, waren es 2022 bereits 1336 gemeldete Fälle. Ein Anstieg um 6 Prozent. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher.

"Dies muss endlich ein Ende haben!", schreibt die CDU in einer Erklärung.

Das Beschmieren von Springbrunnen, Geräten auf Spielplätzen oder frisch renovierten Fassaden würde "den Eindruck einer heruntergekommenen Stadt vermitteln".

So will Dresden die Hitze aus der Stadt verbannen
Dresden Politik So will Dresden die Hitze aus der Stadt verbannen

Die Forderung der Christdemokraten in Richtung Rathaus: zügig die Graffiti entfernen und einen Speziallack auftragen. Letzterer soll neue Schriftzüge schneller entfernbar machen.

Für die Zwischenzeit wünscht sich die CDU, die bereits 2020 einen Antrag zum Thema einbrachte, eine Videoüberwachung von Graffiti-Schwerpunkten. Darunter fallen könnten Orte an den Elbbrücken oder der Prager Straße.

Bürgermeister Jan Donhauser (54, CDU) hat sowohl die Entfernung von Graffiti als auch die Präventionsarbeit im Blick.
Bürgermeister Jan Donhauser (54, CDU) hat sowohl die Entfernung von Graffiti als auch die Präventionsarbeit im Blick.  © Holm Helis

Stadtrat stellte zuletzt 150.000 Euro für die Beseitigung von Graffiti zur Verfügung

Unter der Brücke der Washingtonstraße an der Flutrinne dürfen Sprayer legal ihrer Kunst nachgehen.
Unter der Brücke der Washingtonstraße an der Flutrinne dürfen Sprayer legal ihrer Kunst nachgehen.  © Holm Helis

Auch der Kriminalpräventive Rat (KPR), der sich aus Vertretern der Stadtbezirke und örtlicher Initiativen zusammensetzt, hat das Thema auf dem Schirm.

Einerseits will er illegale Schmierereien bekämpfen, andererseits im Sinne der Prävention legale Graffitiflächen bereitstellen. Von denen gibt es in Dresden bislang sechs.

"Das Angebot wird gut angenommen, auch wenn damit nicht alle Personen erreicht werden oder erreicht werden wollen", sagte Bürgermeister Jan Donhauser (54, CDU), in dessen Geschäftsbereich der KPR fällt.

Fast 200 Strafzettel verteilt: Rathaus verteidigt Knöllchenflut bei Schlössernacht
Dresden Politik Fast 200 Strafzettel verteilt: Rathaus verteidigt Knöllchenflut bei Schlössernacht

Der Stadtrat stellte der Verwaltung im Doppelhaushalt 2023/24 insgesamt 150.000 Euro für die Beseitigung und Prävention von Graffiti zur Verfügung.

Davon wurde bis heute knapp die Hälfte ausgegeben, teilte das Rathaus mit.

Kult-Graffito: Jetzt kämpfen auch Stadträte für "Naddl & Ronny"

Rettung für "Naddl & Ronny"? Das Graffito an der Carolabrücke hat mittlerweile Kultstatus.
Rettung für "Naddl & Ronny"? Das Graffito an der Carolabrücke hat mittlerweile Kultstatus.  © Thomas Türpe

Das Graffito "Naddl und Ronny" ist in Dresden mittlerweile Kult. Bis 2023 stand der Schriftzug, der immer wieder Gegenstand von Witzen und Bildmontagen im Internet ist, am Hochhaus beim Pirnaischen Platz.

Eine Wählervereinigung möchte den Liebesbeweis, dessen Ursprung unbekannt ist, unter Schutz stellen.

Heute grüßen die beiden Namen von einem Pfeiler der Carolabrücke vorbeifahrende Schiffe. Die Stadt sah wegen Hochwasser und möglicher Schäden am Sandstein zuletzt von einer Entfernung ab.

Vergangenes Jahr forderte sogar eine E-Petition (228 Unterschriften), das Graffito unter Denkmalschutz zu stellen.

Denn das stehe "sinnbildlich dafür, dass auch in Dresden Liebe Brücken bauen kann – selbst wenn man Naddl oder Ronny heißt", schrieben die Initiatoren "Kevin und Chantalle".

Unter Denkmalschutz steht das Sprühwerk derzeit jedoch nicht, teilte das Rathaus mit. Eine Prüfung müsse seitens des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen erfolgen.

In dieses Gelegenheitsfenster stößt nun die neue Wahlplattform der Dissident:innen Dresden. Sie fordern in ihrem Programm zur Stadtratswahl (9. Juni) unter dem Kapitel Kultur "die Erhaltung des Schriftzugs 'Naddl und Ronny' an der Carolabrücke."

Titelfoto: Holm Helis

Mehr zum Thema Dresden Politik: