Streit um ukrainisches Zentrum in Dresden: Sogar Botschafter schaltet sich ein
Dresden - Mehr als 10.000 ukrainische Staatsbürger leben derzeit in Dresden, rund 80 Prozent davon kamen seit 2022 als Kriegsflüchtlinge. Um deren Betreuung ist nun ein heftiger Zoff entbrannt. Sogar der Botschafter des osteuropäischen Landes schaltete sich ein.

Angesichts der schwierigen Situation in der Heimat wird ein Großteil der Ukrainer langfristig in Dresden bleiben, braucht deshalb umfassende Unterstützung, so das Rathaus.
Ein neues "Ukrainisches Zentrum" soll die Integration in Arbeit und Gesellschaft erleichtern. Der Geschäftsbereich von Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (48, Linke) startete deshalb einen Wettbewerb um das beste Konzept.
Den mit 100.000 Euro pro Jahr umrahmten Zuschlag für den Betrieb des Zentrums erhielt der Ausländerrat Dresden (110 hauptamtliche Mitarbeiter). Der Verein ist seit 35 Jahren in der Migrationsarbeit tätig, hilft etwa bei der Suche nach Praxisstellen oder der Anerkennung von Berufsabschlüssen.
Tätigkeiten, die für Ukrainer in Dresden bislang überwiegend durch das Ukrainische Haus (Verein Plattform Dresden) um Natalija Bock (48) übernommen wurden. Doch sie und ihre Mitstreiter gingen im Wettbewerb leer aus.
Ukrainischer Botschafter interveniert

Sehr zum Ärger des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Oleksij Makejew (49). Der klingelte offenbar kurzerhand im Rathaus durch, bekam den Ersten Bürgermeister Jan Donhauser (56, CDU) an den Hörer.
Der Christdemokrat ließ laut Medienberichten daraufhin das Betreiber-Verfahren stoppen.
Der Fall schlägt Wellen. Donhausers Parteifreund und Ratspolitiker Thomas Lehmann (45) kritisierte Sozialbürgermeisterin Kaufmann. Deren Vorgehen entspreche "nicht dem Ansinnen des Stadtrats". Er plädiert für eine Bündelung der Expertise von Ausländerrat und der Plattform.
Fraktions-Chef Ralf Böhme (51) vom BSW rügte dagegen die Intervention des Botschafters. Hierbei scheine sich "die Tradition des unangemessenen Auftretens speziell der diplomatischen Vertreter der Ukraine in Deutschland zu wiederholen".
Titelfoto: Montage: Eric Münch, IMAGO/HMB-Media