Trotz Hasswelle und Steuer-Rüge: Kühn plant schon neue Fahrradzähler

Dresden - Im Netz hat das Rathaus dafür so manche Hasswelle ertragen müssen. Sogar das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler rügte erst vor wenigen Tagen Dresdens teure Fahrradbarometer. Und dennoch plant man bereits jetzt das Aufstellen weiterer Zählstationen.

Plant weitere Standorte: Baubürgermeister Stephan Kühn (46, Grüne) stellte die ersten Zähler im April der Öffentlichkeit vor.
Plant weitere Standorte: Baubürgermeister Stephan Kühn (46, Grüne) stellte die ersten Zähler im April der Öffentlichkeit vor.  © Thomas Türpe

Etwa 45.000 Euro kostet die Installation eines Barometers, wovon der Bund 65 Prozent fördert. Die Fördergelder sind freilich auch Steuergelder, die nur aus einem anderen Topf stammen.

In Dresden stehen bislang zwei Exemplare an der nördlichen Sankt Petersburger Straße. Das Schwarzbuch kritisiert, die Barometer dienten nur einem repräsentativen Zweck und nicht der Verkehrslenkung – die Investition sei daher unnötig und teuer.

Baubürgermeister Stephan Kühn (46, Grüne) hatte bei der Vorstellung im April erklärt, man wolle das Radverkehrsaufkommen sichtbarer machen. Trotz der Rüge hält sein Geschäftsbereich an Planungen für weitere Standorte fest (möglich etwa an Sachsenplatz oder Wilsdruffer Straße).

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Das bestätigte am Dienstag ein Stadtsprecher. Die Barometer seien "Teil des Verkehrszählsystems und damit eine wichtige Grundlage für viele Planungen". Ein konkretes Umsetzungsdatum gebe es aber noch nicht.

Das diesjährige Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler rügt die kostspielige Errichtung der Fahrradzählstellen.
Das diesjährige Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler rügt die kostspielige Errichtung der Fahrradzählstellen.  © Britta Pedersen/dpa
Fahrradfahrer auf der Albertbrücke: Im Umfeld des Sachsenplatzes könnten Barometer aufgestellt werden.
Fahrradfahrer auf der Albertbrücke: Im Umfeld des Sachsenplatzes könnten Barometer aufgestellt werden.  © Eric Münch

So denkt Dresdner Stadtrat über neue Fahrradbarometer

Sieht das Geld lieber in anderen Bereichen investiert: BSW-Fraktions-Chef Ralf Böhme (52).
Sieht das Geld lieber in anderen Bereichen investiert: BSW-Fraktions-Chef Ralf Böhme (52).  © Ove Landgraf

Im Stadtrat stoßen die Pläne auf gemischte Reaktionen. BSW-Fraktions-Chef Ralf Böhme (52) nennt das Vorhaben "nicht unterstützenswert" – das Geld sei in der Straßen- und Wegesanierung besser aufgehoben.

AfD-Baupolitiker Thomas Ladzinski (36) verweist auf die Sperre und Millionenlöcher im Haushalt: In solchen Zeiten an den Geräten festzuhalten, sei "nach rationalen Maßstäben unerklärlich". TZ-Fraktions-Chef Holger Zastrow (56) sprach von "Symbolpolitik" und einer "Liebhaberei grüner Bürgermeister".

Verständnis zeigt die SPD. "Natürlich ist es sinnvoll, neben über 40 Auto-Zählstellen auch mehr Radverkehrsdaten zu haben", so Verkehrspolitiker Stefan Engel (32). Gleichwohl müsse die Verwaltung die Kritik des Steuerzahlerbundes ernst nehmen.

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Grünen-Stadträtin Ulrike Caspary (55) befürwortet weitere Tafeln: "Radverkehr ist ein wichtiger Teil unseres Straßenverkehrs – deshalb ist es richtig, mehr Zählstellen aufzustellen."

Titelfoto: Bildmontage: Britta Pedersen/dpa, Thomas Türpe

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