Straßenblockade in Dresden: Mitglieder der "Letzten Generation" kleben sich vor der TU fest

Dresden - Mitglieder der Organisation Letzte Generation haben sich am Donnerstag vor dem TU-Campus in Dresden festgeklebt. Seit 15 Uhr blockieren sie damit eine wichtige Verkehrsader in der Stadt. Ihre Forderungen sind weitreichend.

Am Donnerstag klebten sich Mitglieder der "Letzten Generation" vor dem TU-Campus in Dresden fest. (Archivbild)
Am Donnerstag klebten sich Mitglieder der "Letzten Generation" vor dem TU-Campus in Dresden fest. (Archivbild)  © xcitepress

Unter anderem forderten sie von der Bundesregierung - und auch von der Gesellschaft - "einfachste Sicherheitsmaßnahmen zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen", teilte der Dresdner Aktivist Christian Bläul (40) mit. Das schließt unter anderem ein Tempolimit auf Autobahnen sowie das 9-Euro-Ticket für Zug, Bus und Straßenbahn ein.

"Diese wie auch alle bisherigen Forderungen der 'Letzten Generation' haben bereits eine Mehrheit in der Bevölkerung und wurden vom Bürgerrat Klima mit deutlicher Zustimmung vorgeschlagen", hieß es von den Demonstranten.

Und weiter: "Die heutige Aktion findet in Solidarität mit den Universitätsbesetzungen der Gruppe 'End Fossil: Occupy' statt, von denen ebenfalls Vertreter und Vertreterinnen in der Nähe des Blockadeorts der 'Letzten Generation' sein werden."

Dresden: Sitzgelegenheiten voll im Trend: Dresdner Bänke, die Geschichte(n) erzählen
Dresden Sitzgelegenheiten voll im Trend: Dresdner Bänke, die Geschichte(n) erzählen

"End Fossil" bezeichnet sich selbst als "Klimagerechtigkeitsbewegung" und besetzt seit September und noch im Dezember weltweit Schulen und Universitäten.

Von der Technischen Universität Dresden fordert sie Klimaneutralität bis 2025, die Schaffung von mehr Grün am Campus sowie Klimagerechtigkeit als integralen Bestandteil in Lehre und Forschung.

Auch der Freistaat und die Landeshauptstadt werden in die Pflicht genommen: Der Kohleausstieg in Sachsen bis 2025 steht neben der Klimaneutralität Dresdens bis 2030 und einem Dekarbonisierungskonzept für Sachsenenergie auf der Forderungs-Liste.

Grundgesetz Art. 20a: Schutz der Lebensgrundlagen

Der Dresdner Klimaaktivist und Unterstützer der "Letzten Generation", Christian Bläul (40).
Der Dresdner Klimaaktivist und Unterstützer der "Letzten Generation", Christian Bläul (40).  © xcitepress

Weil aus ihrer Sicht Gespräche, Petitionen und andere Aktionen, etwa Demonstration von "Fridays for Future" mit Millionen Teilnehmern, noch nicht genug für den Klimaschutz gebracht haben, griffen die Mitglieder der "Letzten Generation" nun erneut zum Mittel der Störung des Straßenverkehrs. Seit Aktionsbeginn lässt die Gruppe allerdings Fahrzeuge mit Blaulicht passieren und informierte auch die Polizei.

Ein weiterer Beweggrund für ihr Handeln: Die Angehörigen der Bewegung sehen einen "Widerspruch zwischen den CO₂-Emissionen von 762 Millionen Tonnen im Jahr 2021 in Deutschland und dem im Grundgesetz Art. 20a geforderten Schutz unserer Lebensgrundlagen".

Konkret steht dort: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."

Dresden: Eine Stunde Dunkelheit! Im Rathaus gingen die Lichter aus
Dresden Eine Stunde Dunkelheit! Im Rathaus gingen die Lichter aus

Auch Lars Ritter (19) ist am Donnerstag wieder auf die Straße gegangen. "Ich wollte ein Jahr lang im Ausland leben, aber wegen der Ergebnisse der Klimaforschung erlaube ich mir das nicht. Protest für mehr Klimaschutz ist jetzt das moralisch Richtige für mich. Ich wünsche mir mehr Bürgerbeteiligung und eine demokratische Klimawende von der Politik", sagte er.

Physiker Bläul ergänzte: "Ich war bereits für friedliche Straßenblockaden im Gefängnis und rechne damit, dass ich wieder dorthin gehen werde. Das schmerzt, weil ich sehr gern Zeit mit meinen Kindern verbringe."

Und weiter: "Die aktuell zu zaghafte Klimaschutz-Politik lässt uns auf weitere Hungersnöte und Kriege zusteuern. Gefängnis tut mir weniger weh. Wenn wir jetzt entschieden handeln, können wir das Auslösen weiterer Kipppunkte wahrscheinlich verhindern."

Titelfoto: instagram.com/gogowitsch

Mehr zum Thema Dresden: