Tellkamp und Rietzschel in der Frauenkirche: Im Osten nichts Neues

Dresden - Wird es wieder skandalträchtig? Diese Frage schwingt immer mit, wenn es sich um Veranstaltungen mit Uwe Tellkamp (54) handelt. Am Donnerstag in der Frauenkirche ging es im Podiumsgespräch um die Frage "Wie viele Meinungen verträgt die Wirklichkeit?".

Kollegen auf Abstand - die Schriftsteller Lukas Rietzschel (28, l.) und Uwe Tellkamp (54).
Kollegen auf Abstand - die Schriftsteller Lukas Rietzschel (28, l.) und Uwe Tellkamp (54).  © Norbert Neumann

Tellkamps Streitgespräch mit Durs Grünbein (60) vor fünf Jahren, sein Auftritt mit Thilo Sarrazin (78) vergangenes Jahr - beide Gelegenheiten nutzte der Dresdner Schriftsteller ("Der Turm", "Der Schlaf in den Uhren"), um groß auszuholen gegen Flüchtlingspolitik, Parteienstaat, Meinungsdiktat, Medienmacht, Coronapolitik. Bundesweite Aufmerksamkeit war ihm sicher.

Als Lautsprecher trat er auch diesmal auf, wobei er sich anfangs skurriler Mittel bediente, als er auf Fragen von Moderatorin Alexandra Gerlach (59) mit vorformulierten Gedichten antwortete. Da reimte sich "Blockwartsinnung" auf "Richtige Gesinnung", irgendwann war von "Journalunken" (statt Journalisten) die Rede.

Zweiter Teilnehmer war der in Görlitz ansässige Romanautor Lukas Rietzschel (28, "Mit der Faust in die Welt schlagen", "Raumfahrer"). Der war unlängst als überforderter Antagonist von SKD-Generalin Marion Ackermann in einem Gespräch der Zeitung "Die Zeit" über Political Correctness im Museum aufgefallen. Diesmal schlug er sich besser, versuchte höflich argumentierend, dem schlecht gelaunten Tellkamp entgegenzutreten, indem er etwa, auch in Antwort auf Publikumsfragen, um Verständnis für Politiker warb. Der eine erntete Applaus, der andere Hohn.

Einen Skandal gebar dieser sperrige, mäßig interessante Abend nicht und auch nichts von Neuigkeitswert, eher ging es um das Aufwärmen bekannter Inhalte. Ins Gespräch fanden die Kontrahenten nur in wenigen, verkrampften Momenten.

Titelfoto: Norbert Neumann

Mehr zum Thema Dresden: