Tote Hose am Welthurentag: Dresdens Sexarbeiterinnen haben nichts zu feiern

Dresden - Am heutigen Mittwoch ist Welthurentag. Grund zu feiern haben Dresdens Sexarbeiterinnen nicht. Corona hat das Geschäft mit der käuflichen Liebe lahmgelegt. Während in anderen Bundesländern - vorneweg Sachsen-Anhalt - Sexarbeit wieder erlaubt ist, bleibt das "Rotlicht" in Sachsen abgeschaltet.

Tote Hose in Dresdens "Kleiner Herbertstraße": Derzeit ist Sexarbeit in Sachsen nicht erlaubt.
Tote Hose in Dresdens "Kleiner Herbertstraße": Derzeit ist Sexarbeit in Sachsen nicht erlaubt.  © Eric Münch

"Die Frauen sind verzweifelt", sagt Sonja (63), die in Dresden seit 20 Jahren ein Wohnungsbordell betreibt.

Sie weiß, dass viele Prostituierte durch das Raster der Corona-Hilfen gefallen sind (weil sie beispielsweise keinen festen Wohnsitz haben) und in ihrer Not "unter dem Radar" trotzdem arbeiten. "Die Politik hat uns schon wieder vergessen", so Sonja.

Bis auf kurzzeitige Lockerungen herrscht seit März 2020 offiziell "tote Hose" im Geschäft mit der Liebe. Das beeinflusst auch die Arbeit der Beratungsstelle für Aids und sexuell übertragbare Infektionen des Gesundheitsamtes.

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Die kostenlosen Untersuchungen für Sexarbeiterinnen laufen mit Terminabsprache zwar seit Mai 2020 weiter. Die Arbeit am "Puls" jedoch liegt brach, weil die Hausbesuche bei den Sexarbeiterinnen wegfallen.

"Der Kontakt zur Szene ist verloren gegangen", so Sozialarbeiterin Sibylle Himsel. Auch Straßenaktionen der Beratungsstelle zum Welthurentag oder Christopher Street Day (CSD) fielen weg.

Sexarbeit könnte in Sachsen noch eine ganze Weile stillstehen

Sozialarbeiterin Sibylle Himsel (42) hofft, dass der Kontakt zur Szene bald wieder läuft.
Sozialarbeiterin Sibylle Himsel (42) hofft, dass der Kontakt zur Szene bald wieder läuft.  © Steffen Füssel

Ein Lichtblick: Zum CSD im September plant die Beratungsstelle wieder eine Aids-Test-Aktion.

Johanna Weber, Sprecherin des Berufsverbandes für sexuelle und erotische Dienstleistungen: "Ich hoffe sehr, dass bald alle Bundesländer Sexarbeit wieder erlauben."

In Sachsen könnte sich das hinziehen: Wie das Sozialministerium mitteilt, ist für die neue Verordnung (14. Juni) lediglich eine "Öffnungsperspektive für Freizeiteinrichtungen und -veranstaltungen" angekündigt. "Da die konkreten Regelungen noch erarbeitet werden, sind hier keine weiteren Aussagen möglich."

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Der Welthurentag geht auf den 2. Juni 1975 zurück, als etwa 100 demonstrierende Prostituierte vor der Polizei in eine Kirche in Lyon (Frankreich) flüchteten. Seit 1989 wird dieser Tag auch in Deutschland begangen.

Titelfoto: Eric Münch

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