Chemnitz: So funktioniert der Pflanzen-Sex im Botanischen Garten
Chemnitz - Ihr haltet Blümchen-Sex für bieder? Ihr habt ja keine Ahnung von der Wirklichkeit! Wilder als in manchen Betten geht's in manchen Beeten zu: Dort gehören betörende Orgien, öffentliche Entblößung, Heiratsschwindel, feuchte Verlockungen und sogar Gewalt zur Routine.

"Auch die Blumen wollen alle nur das Eine", weiß Jeanette Quegwer (57) vom Botanischen Garten in Chemnitz. "Nur in größter Not, ehe die Pflanze unbefriedigt stirbt, greift sie zur Selbstbefruchtung."
Und weil das Thema so unterhaltsam wie interessant ist, lädt die Pflanzenkennerin neuerdings zu "Sex im Garten" ein - und guckt mit ihren Zuhörern den Blumen bei der Liebe zu.
"Die meisten Blüten präsentieren, was sie haben, so offen wie möglich. Veilchen ejakulieren auf ihrem Blütenstempel sogar Feuchtigkeit, wenn ein Insekt landet, die den Pollen dann richtig einsaugt", klärt Jeanette Quegwer auf.
Apropos Insekten. Die geflügelten Liebesboten der Blumen werden von manchen Vertretern regelrecht missbraucht.
Die Orchideenart Spiegel-Ragwurz sorgt mit Duft und Blütenzeichnung dafür, dass Dolchwespen-Männer sie für Weibchen halten und auf sie fliegen: "Mit dem Schwindel kommt die Blüte zum erwünschten Sex."


Aronstab lockt Fliegen mit Gestank in eine Falle

Richtig schlimm treibt es der Aronstab.
Er lockt Fliegen mit seinem Gestank in eine Falle, in der sie förmlich vernascht werden.
"Oft fallen mehrere Insekten in den Blütentrichter und befruchten erst den weiblichen Teil, bevor die Blüte ihr Geschlecht ändert und über die Fliegen auf ihrem Weg nach draußen ein wahrer Pollensturm hereinbricht", so die Pflanzenexpertin.
Wer Interesse am Liebesleben der Pflanzen hat: Den Vortrag im Botanischen Garten, Leipziger Straße 147, gibt's nach Voranmeldung (Tel.: 0371/488 6767).
Titelfoto: Uwe Meinhold