"Rassistische Politik": CDU-Vorschlag in Thüringen führt zu heftigen Kontroversen

Erfurt - "Unmenschlich", "Orte der Hoffnungslosigkeit": Ein CDU-Vorschlag, Abschiebezentren für Geflüchtete in Thüringen einzurichten, hat im Landtag zu heftigen Kontroversen geführt.

Bodo Ramelow (67, Linke), Ministerpräsident von Thüringen, schlägt während der Sitzung des Thüringer Landtags die Hände vors Gesicht.
Bodo Ramelow (67, Linke), Ministerpräsident von Thüringen, schlägt während der Sitzung des Thüringer Landtags die Hände vors Gesicht.  © Martin Schutt/dpa

Die Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich (49) warf den Christdemokraten am Donnerstag im Parlament in Erfurt Symbolpolitik vor. Der Entwurf ziele allein auf Abschottung und Isolierung von Menschen, sagte die 49-Jährige.

Mit ihrem Gesetzentwurf schlug die CDU vor, nach dem Vorbild Bayerns zentrale Unterkünfte für Menschen einzurichten, die nur eine geringe Bleibeperspektive haben.

Die CDU spricht von "Aufnahme- und Rückführzentren", die Linke-Migrationspolitikerin Katharina König-Preuss (45) nannte die vorgeschlagenen Unterkünfte "Lager". In Bayern heißen solche Einrichtungen "Ankerzentren".

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Der CDU-Entwurf enthalte an mehreren Punkten "nichts als eine inhumane, eine unmenschliche, eine teils auch rassistische Politik, die nicht davon ausgeht, dass Menschen, die hierher fliehen, ein Recht darauf haben, hier zu bleiben", sagte König-Preuss.

Astrid Rothe-Beinlich: "Orte der Hoffnungslosigkeit"

Die Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich (49) warf den Christdemokraten am Donnerstag im Parlament in Erfurt Symbolpolitik vor.
Die Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich (49) warf den Christdemokraten am Donnerstag im Parlament in Erfurt Symbolpolitik vor.  © Martin Schutt/dpa

CDU-Migrationspolitiker Stefan Schard (*1974) sagte im Landtag, man wolle Strukturen optimieren. "In unseren Kommunen sind sämtliche Kapazitäten ausgereizt und Thüringen muss daher umsteuern."

Er warf Rot-Rot-Grün vor, "die Krise" nicht in den Griff bekommen zu haben, "und Sie sind an Ihren eigenen moralischen Vorstellungen gescheitert".

Rothe-Beinlich sagte, die von der CDU vorgeschlagenen Zentren wären "Orte der Hoffnungslosigkeit". In anderen Bundesländern seien solche Konzepte gescheitert.

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Die CDU hat in der Vergangenheit im Thüringer Parlament schon mehrere Gesetzentwürfe mithilfe der AfD und gegen den Willen der Regierungskoalition verabschiedet. Die Regierungskoalition von Linke, SPD und Grünen hat im Parlament keine eigene Mehrheit.

Entwurf in Migrationsausschuss überwiesen

Die AfD ließ zunächst offen, ob sie dem Entwurf zustimmen könnte. Der AfD-Abgeordnete Ringo Mühlmann (48) kündigte an, dass seine Fraktion für eine Ausschussüberweisung stimmen, aber erst nach der Ausschussarbeit entscheiden werde, ob man dem Entwurf zustimmen wolle.

Thüringens AfD-Fraktionschef Björn Höcke (51) sprach von "Massenmigration" und forderte, "den Zufluss" zu beenden. Er sagte, vielleicht finde man im Ausschuss noch einen Kompromiss.

Innenstaatssekretärin Katharina Schenk (35) sagte, es sei gut, wenn der Entwurf kritisch im Ausschuss diskutiert werde.

Dabei bezog sie sich auf den ebenfalls im Entwurf enthaltenen Vorschlag, eine zentrale Ausländerbehörde zu schaffen. Der Entwurf wurde in den Migrationsausschuss überwiesen.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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