Thüringens FDP-Chef Kemmerich: "Die AfD ist Wirkung von schlechter Politik!"

Erfurt - Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich (58) hat sich im MDR-Sommerinterview am Dienstag für eine Deutschlandkoalition in Thüringen ausgesprochen. Obendrein erklärte er, wie man die AfD "kleinkriegen" werde.

Im kommenden Jahr steht in Thüringen die Landtagswahl an. Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich (58) will als Spitzenkandidat der Thüringer Partei in den Thüringer Wahlkampf gehen. (Archivbild)
Im kommenden Jahr steht in Thüringen die Landtagswahl an. Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich (58) will als Spitzenkandidat der Thüringer Partei in den Thüringer Wahlkampf gehen. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Kein Politiker-Interview ohne Diskussion über die Alternative für Deutschland! Das galt auch für das Sommerinterview des Mitteldeutschen Rundfunks mit Moderator Lars Sänger (43).

Bevor es jedoch um die AfD ging, hatte sich Kemmerich für ein Bündnis aus FDP, CDU und SPD, also einer sogenannten Deutschland-Koalition, ausgesprochen. Er glaube, dass könnte ein "sehr gutes" Bündnis für Thüringen werden.

Moderator Sänger sprach Kemmerich in der Folge darauf an, dass es dann "unterm Strich" zu einer Minderheitsregierung kommen könnte, die sich dann Mehrheiten im Parlament immer wieder neu suchen müsste. "Würden Sie in einem solchen Bündnis eigentlich auch Mehrheiten mit der AfD am Ende durchsetzen wollen?", wollte der 43-Jährige wissen.

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Kemmerichs unmissverständliche Antwort: "Wir sollten aufhören zu diskutieren, wer mit wem was durchsetzt, sondern wir sollten darüber diskutieren: Was soll durchgesetzt werden!"

Kemmerich: Kein "Kuhhandel" mit der AfD

5. Februar 2020: Thomas Kemmerich (58) wird auch mithilfe von AfD-Stimmen zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählt und nimmt die Wahl an. Die damalige Linke-Landtagsabgeordnete Susanne Hennig-Wellsow (45) wirft Kemmerich später einen Blumenstrauß vor die Füße. (Archivbild)
5. Februar 2020: Thomas Kemmerich (58) wird auch mithilfe von AfD-Stimmen zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählt und nimmt die Wahl an. Die damalige Linke-Landtagsabgeordnete Susanne Hennig-Wellsow (45) wirft Kemmerich später einen Blumenstrauß vor die Füße. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Der gebürtige Aachener könne sich keine "gute politische" Idee verbieten lassen, "wenn die AfD droht, zuzustimmen", so Kemmerich weiter.

Zu glauben, dass die AfD dann keine Bedingungen stellen würde, das sei doch auch "naiv", meinte Sänger. Kemmerich entgegnete, er selbst werde der AfD "keinerlei Kuhhandel [...] oder Entgegenkommen für eine Stimme" anbieten.

"Ist dann wieder ein Ministerpräsident in Thüringen mit AfD-Stimmen gewählt", fragte Sänger im weiteren Verlauf und spielte dabei auf den 5. Februar 2020 an. Kemmerich war damals mit Stimmen von CDU, FDP und AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Er nahm die Wahl an. Einen Tag später kündigte er jedoch nach öffentlichem Druck seinen Rücktritt an.

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Kemmerich meinte in der folgenden Diskussion: "Ich bin auf jeden Fall besser vorbereitet. Ich hab' 'ne Menge gelernt in den letzten dreieinhalb Jahren - seit dem 5. Februar und davor."

Der Ex-Kurzzeit-Ministerpräsident glaube, das politische Thüringen sei ein "sehr gutes Trainingsfeld", auf die Dinge vorzubereiten, "wo vielleicht manch einer in Deutschland vor anderthalb Jahren oder vor kurzer Zeit noch nicht drüber nachgedacht hat, dass sie auf einen zukommen."

Kemmerich: So kriegt man die AfD klein

Kemmerich wisse noch von Diskussionen aus dem Jahr 2020/2021, wo man "ja immer" gesagt habe: "Das ist nur euer Thüringer Problem. Das gibt's bei uns gar nicht". Doch nun gebe es dieses Problem. "Die AfD ist nicht Ursache, sondern Wirkung von schlechter Politik", betonte er.

Wenn man bessere Politik betreibe, die unter anderem "bei den Leuten ankommt, die ihre persönliche Lebenssituation verbessert", dann werde man die AfD auch "kleinkriegen".

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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