Von wegen süßes Häschen: In diesen Gegenden bringt der Storch das Osternest

Ostheim vor der Rhön - Liebevoll verzierte Eier, fröhliche Schokohasen, saftige Hefezöpfe: Ostern ist nach Weihnachten vor allem für Kinder eine Zeit zum Schlemmen. Während in weiten Teilen Deutschlands viele auf den Osterhasen warten, ist in der Rhön und in Südthüringen ein anderes Getier gefragt.

Bäckermeisterin Juliane Witthauer öffnet extra für die Herstellung der Osterstörche die seit sieben Jahren geschlossene Bäckerei. Während in weiten Teilen Deutschlands viele auf den Osterhasen warten, ist in der Rhön der Storch gefragt.
Bäckermeisterin Juliane Witthauer öffnet extra für die Herstellung der Osterstörche die seit sieben Jahren geschlossene Bäckerei. Während in weiten Teilen Deutschlands viele auf den Osterhasen warten, ist in der Rhön der Storch gefragt.  © Nicolas Armer/dpa

Der Storch ist in der Osterzeit in einigen Dörfern am Fuße der Rhön seit Jahrhunderten mindestens so wichtig wie der Hase. Und so steht Bäckermeisterin Juliane Witthauer aus Ostheim (Landkreis Rhön-Grabfeld) in der Karwoche wieder stundenlang in ihrer Backstube und formt Störche aus Hefeteig, verziert mit gefärbtem Zucker.

Gründonnerstag verkauft die 42-Jährige das ungewöhnliche Gebäck - wie viele Teilchen, will sie nicht verraten. "Jeder Körper wird mit der Hand geformt. Dafür gibt es keinen Ausstecher", erzählt sie.

Der aufgestreute Zucker - rot, grün, gelb und weiß - verweist nach Witthauers Worten auf den christlichen Glauben. Rot stehe für die Liebe - "Gottes Sohn ging aus Liebe zu den Menschen in den Tod".

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Grün signalisiere die Hoffnung auf die Auferstehung, Gelb als Farbe des Lichts symbolisiere die Ostersonne.

Als Farbe der Reinheit stehe Weiß für den Neuanfang.

Mancherorts wird bereits am Gründonnerstag nach den Osternestern gesucht

In einigen Rhöndörfern wird das Osternest bereits am Gründonnerstag statt an Ostersonntag gesucht.
In einigen Rhöndörfern wird das Osternest bereits am Gründonnerstag statt an Ostersonntag gesucht.  © Nicolas Armer/dpa

Seit 1683 werden in der früheren Bäckerei von Witthauers Eltern Osterstörche gebacken. Zwar sei die Bäckerei seit sieben Jahren geschlossen, doch sie öffne an Gründonnerstag extra der Osterstörche wegen, weil die Nachfrage im Ort so groß sei. Familie und Freunde helfen Witthauer zuvor die ganze Nacht beim Backen und Verzieren.

In einigen Rhöndörfern in Südthüringen und Unterfranken ist der Storch seit Jahrhunderten an Ostern präsent, denn er bringt die Eier, nicht der Osterhase.

Kinder suchen das gefüllte Osternest dann in Gärten und Scheunen - oft schon am Gründonnerstag und nicht erst am Ostersonntag, wie der Heimatpfleger des Landeskreises Rhön-Grabfeld, Reinhold Albert, einst schrieb. Diese Tradition sei vor allem in evangelischen Ortschaften verbreitet.

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Witthauer zufolge ist der Osterstorch etwa in den Thüringer Ortschaften Herpf, Stepfershausen (beide Landkreis Schmalkalden-Meiningen) und Römhild (Landkreis Hildburghausen) bekannt - vor allem bei Älteren. Ostheim vor der Rhön sei früher ebenfalls thüringisch gewesen, erst 1945 unter bayerische Verwaltung gestellt worden und heute ein evangelischer Ort in der katholisch geprägten Region.

Der Glaube an den Osterhasen ist in Deutschland seit 1682 belegt. Auch wenn Kinder wissen, dass Hasen keine Eier legen, sind es dennoch vielerorts die wuscheligen Tiere, die an Ostern die Nester mit bunten Eiern und kleinen Geschenken füllen.

Titelfoto: Montage: Nicolas Armer/dpa

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