Amoktat in Hamburg: Welche Schuld trägt die Hamburger Polizei?

Hamburg - Zwei Tage nach der Amoktat in Hamburg-Alsterdorf mit acht Toten bleiben viele Fragen ungeklärt. Vor allem ein schmerzlicher Gedanke treibt viele Menschen um: Hätte die Tat verhindert werden können?

Polizeibeamte stehen nach der Tat vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.
Polizeibeamte stehen nach der Tat vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.  © Christian Charisius/dpa

Der Täter Philipp F. (†35) hatte am Donnerstagabend in einer Kirche der Zeugen Jehovas sieben Menschen erschossen, darunter auch ein ungeborenes Kind. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst.

Dazu, wie es den acht verletzten Opfern inzwischen geht, lagen am Samstagmittag laut Polizei noch keine neuen Informationen vor. Vier von ihnen hatten nach letztem Kenntnisstand lebensgefährliche Verletzungen erlitten.

Neben dem Entsetzen über die grausame Tat werden inzwischen auch immer mehr Stimmen laut, die sich kritisch gegen die Arbeit der Hamburger Polizei richten. Schließlich soll der spätere Täter bereits Anfang des Jahres ins Visier der Waffenbehörde geraten sein.

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Im Februar wurde der nicht vorbestrafte 35-Jährige dazu noch in seiner Wohnung überprüft. Doch es wurden laut Polizei keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt. Die Waffe, mit der er in Alsterdorf schließlich 135 Schüsse abgab, hatte er im Dezember 2022 völlig legal erworben.

Ein anonymes Schreiben hatte jedoch vor einer psychischen Erkrankung des Täters und seiner "besonderen Wut" gegen religiöse Anhänger gewarnt.

Und auch im Internet teilte Philipp F. in aller Öffentlichkeit extremistische Gedanken. Wie konnte das übersehen werden?

Hat die Hamburger Polizei gravierende Fehler gemacht?

Der Journalist und Waffensachverständige Lars Winkelsdorf (46) erklärte am Samstag bei Twitter: "Gegenwärtig läuft eine extrem schnelle Investigativrecherche gegen die Polizei Hamburg im Zusammenhang mit gravierenden Verfehlungen, die den Amoklauf von Hamburg überhaupt erst möglich machten."

Immer lauter werden indes auch die Stimmen, die eine Änderung des Waffengesetzes fordern. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) erklärte, einen entsprechenden Entwurf noch einmal überprüfen zu wollen. In Zukunft solle beim Antrag einer Waffenbesitzkarte auch geprüft werden, "ob jemand psychologisch geeignet" sei.

"Die Debatte über das Waffenrecht ist dabei ja ganz nett, aber da dürfte die kommenden Tage ein ziemlicher Skandal kommen", kündigte Winkelsdorf derweil weiter an.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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