Hamburger Kreativ-Festival will Kunst zugänglicher machen: "Wir schließen niemanden aus!"

Hamburg – Skulpturen, Fotografien, KI-Bilder und die unterschiedlichsten Arten von Gemälden – Das kreative Festival "Hamburg zeigt Kunst" präsentierte am Samstag jede Art der Kunst im "Cruise Center Altona".

Künstlerin Karin Greife von der Kulturbäckerei in Lüneburg präsentiert am Samstag unter anderem ihre von der Hansestadt inspirierten Werke.
Künstlerin Karin Greife von der Kulturbäckerei in Lüneburg präsentiert am Samstag unter anderem ihre von der Hansestadt inspirierten Werke.  © Madita Eggers/TAG24

"Wir schließen niemanden aus", betonte Veranstalter Volker Hansch gegenüber TAG24. "Ich denke, unser USP ist, dass wir ein bisschen lauter sind als andere Kunstveranstaltungen." Und das wortwörtlich: Zusätzlich zu den 110 ausstellenden Künstlern wurden Livemusik, Streetfood, Performances und Kinderaktivitäten geboten.

Während die Besucher über die 1000 Quadratmeter große Fläche schlenderten, fielen die interessierten Blicke auch immer wieder auf Kunstwerke, die sichtlich von der Hansestadt inspiriert wurden.

So auch bei hauptberuflichen Künstlerin Karin Greife von der Kulturbäckerei in Lüneburg. Mit einer Mischung von Acryl und Pastelle bringt sie als selbst ernannter Hamburg-Fan gerne die Elbphilharmonie und den Flair der Speicherstadt auf Leinwände. "Gerade bei der Speicherstadt kriege ich immer Gänsehaut, man spürt die Jahrhunderte", sagte Greife gegenüber TAG24.

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Die Lüneburgerin ist bereits seit zehn Jahren erfolgreich in der Kunstszene unterwegs und hat schon für viele namhafte Unternehmen Bilder gemalt.

Ein Faultier namens "Edward", zwei Kakadus und ein Zebrafohlen

Fotografin und Künstlerin Nicola Rübenberg malt seit 2014 auf Kaffeesäcken. Ihr aktuellen Werke werden ab dem 26. April im Rahmen der "ensemble"-Ausstellung im "Atelierhaus23" in Hamburg zu sehen sein.
Fotografin und Künstlerin Nicola Rübenberg malt seit 2014 auf Kaffeesäcken. Ihr aktuellen Werke werden ab dem 26. April im Rahmen der "ensemble"-Ausstellung im "Atelierhaus23" in Hamburg zu sehen sein.  © Madita Eggers/TAG24

Ein weiterer Blickfang waren die Werke von Fotografin und Künstlerin Nicola Rübenberg.

Die gebürtige Hamburgerin malt seit 2014 auf Kaffeesäcken. "Das hat sich zufällig ergeben. Neben mir im Atelierhaus wurde ein Yogastudio eröffnet und wurde vorab zwischenvermietet an einen Herrn, der Stühle mit Kaffeesäcken bezogen hat", erzählt Rübenberg im Gespräch mit TAG24.

Und weiter: "Dann habe ich zu ihm gesagt: 'Gib mir doch mal zwei' und habe diese mit Porträts bemalt. Er hat die dann sofort ins Kaffeemuseum Burg geschleppt. Seitdem male ich auf Kaffeesäcken, weil ich dachte 'Was ist denn hier los?', die Bilder waren noch nicht mal getrocknet und schon weg."

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Ihre ersten Motive waren ihre eigenen Porträts, danach folgten afrikanische Großwildtiere und dann ging es ab ins Meer. Unter anderem entstand ein sechs Meter großer Blauwal, der 2016 vor der Fischauktionshalle über den WWF via Twitter seine Premiere feierte. Aktuell malt sich die Künstlerin als Lebenswerk quer durch die Evolution. "Da ich diese Reihe aber für die Nachwelt als Gesamtkunstwerk erhalte, male ich gerade wieder Bilder, die man verkaufen kann."

Zu sehen waren unter anderem ein süßes Faultier namens "Edward", zwei Kakadus und ein Zebrafohlen.

Kunst aus Naturmaterialien: Eine Idee, die zufällig bei Sanierungsarbeiten entstand

Olga Manilov hat eine weite Anreise hinter sich.
Olga Manilov hat eine weite Anreise hinter sich.  © Madita Eggers/TAG24

Die Künstler reisten aber nicht nur aus Hamburg direkt oder aus der Region an, sondern nahmen wie Olga Manilov Strecken von 600 Kilometer auf sich, um Teil des Festivals sein zu können.

Die Künstlerin aus Süddeutschland arbeitet mit Naturmaterialien und versucht diese mit Materialien aus dem Baumarkt wie Gips, Bitumen und Sumpfkalk zu verbinden. "Meistens mische ich die Farben und die strukturgebenden Materialien selbst zusammen und versuche die Rezepturen auch immer zu verändern, damit wieder neue Ergebnisse entstehen."

Die Idee entstand zufällig bei Sanierungsarbeiten im eigenen Heim. "Ich habe gesehen, wie mein Mann eine Wand abgeschliffen hat und das Material ist auf den Boden gefallen und ich habe mich gefragt, was ich daraus machen könnte. Ich habe dann recherchiert, ob man das verwenden kann und ja, kann man."

Mittlerweile gebe es sogar schon eine Nachfrage von anderen Künstlern nach Workshops über ihre spezielle Technik.

"Ich versuche den Dialog und auch die Ausdrucksweise der Künstler festzuhalten!"

Unter dem Motto "Keep the Moment" stellte Marek Audirsch nicht nur seine eigenen Fotografien aus, sondern fotografierte auch die Gespräche zwischen Künstler und Kunden.
Unter dem Motto "Keep the Moment" stellte Marek Audirsch nicht nur seine eigenen Fotografien aus, sondern fotografierte auch die Gespräche zwischen Künstler und Kunden.  © Madita Eggers/TAG24

Zwischen all der Kunst entstand auch schon wieder neue. Unter dem Motto "Keep the Moment" stellte Marek Audirsch nicht nur seine eigenen Fotografien am Samstag aus, sondern fotografierte auch die Gespräche zwischen Künstlern und Kunden.

"Ich versuche den Dialog und auch die Ausdrucksweise der Künstler festzuhalten, was diese den Kunstinteressierten auf die Frage, wie ihre Bilder entstanden sind, vermitteln wollen", erklärte Audirsch gegenüber TAG24.

Er selber arbeitet bei seinen Momentaufnahmen aus der Distanz, es ginge nicht darum, die Kamera jemanden aufzudrängen.


Unter anderem fing Fotograf Marek Audirsch diesen Moment zwischen Olga Manilov und einer Kunstinteressierten ein.
Unter anderem fing Fotograf Marek Audirsch diesen Moment zwischen Olga Manilov und einer Kunstinteressierten ein.  © Marek Audirsch/Hamburg zeigt Kunst

"Kinder und Kunst schließen sich eigentlich aus, aber bei uns eben nicht!"

Auch am Samstag tummelten sich viele Kunstinteressierte zwischen den Ständen der über 100 ausstellenden Künstler.
Auch am Samstag tummelten sich viele Kunstinteressierte zwischen den Ständen der über 100 ausstellenden Künstler.  © Marek Audirsch/Hamburg zeigt Kunst

Entstanden ist "Hamburg zeigt Kunst" 2013 als Flashmob im Überseeboulevard. "Ganz so flashmobbig ist es heute nicht mehr", sagte Veranstalter Volker Hansch am Samstag.

Über die Jahre habe sich – auch durch die hohen Besucherzahlen des Festivals – ein Kernstamm an "tollen" Künstlern gebildet: "Klar ist es nicht mit einer High-End-Gallery in der Innenstadt vergleichbar, aber wir bieten eine interessante Mischung für jeden Kunstinteressierten. Eben auch, weil bei uns die Zugangsschwelle zur Kunst nicht so hoch ist", betonte Hansch.

"Bei 'normalen' Vernissagen und Kunstausstellungen trauen sich viele Leute gar nicht rein, selbst wenn sie dürften. Ich gehe ja auch nicht in Jeans in ein Nobel-Restaurant."

Diese Hürde sei sowohl für die Besucher als auch für die Künstler bei "Hamburg zeigt Kunst" niedrigschwelliger. "Wir machen die Kunst zugänglicher, auch für Familien mit Kindern. Kinder und Kunst schließen sich eigentlich aus, aber bei uns eben nicht."

Titelfoto: Madita Eggers/TAG24

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