Hamburg - Die Aufregung um die beliebte Pelican-Bar im Szeneviertel St. Pauli ist groß: Weil die Anwohner sich über Lärm beschweren, dürfen Gäste keine Drinks mehr auf der Terrasse genießen. Geschäftsführer Benjamin "Benni" Trinh-Bomme klagt im TAG24-Interview über Ungerechtigkeit und fehlende Kompromissbereitschaft.
"Wegen des Nachtbeauftragten dürfen wir unsere Terrasse nicht aufmachen", erklärte der 31-Jährige die aktuelle Situation. Dabei blickt er auf seinen leergefegten Außenbereich, der eigentlich mit bunten Sonnenschirmen, Stühlen und Kerzen zum Verweilen an einem lauen Sommerabend einlädt.
"Er hat einen Bericht an das Bezirksamt geliefert, der in unseren Augen eine verzerrte Sicht wiedergibt", ergänzte der Geschäftsführer der Pelican Bar, die seit knapp sechs Jahren sein Zuhause in Räumlichkeiten an der Ecke Paul-Roosen-Straße/Am Brunnenhof gefunden und für diese Saison keine Genehmigung für eine Outdoor-Nutzung bekommen hat.
Der Grund: 51 Beschwerden aus neun Haushalten innerhalb von neun Monaten – wegen angeblicher Lautstärke. Dies teilte der Nachtbeauftragte für St. Pauli, Sascha Bartz und Pressesprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Elsa Scholz auf TAG24-Nachfrage mit.
"Gerade im Bereich der Paul-Roosen-Straße gab es in den letzten Jahren eine massive Beschwerdelage aus der teilweise seit Jahrzehnten dort wohnenden Anwohnerschaft über gastronomische Betriebe", schreibt Scholz.
Wenn es so weiterginge, sieht Thrin-Bomme seine Bar allerdings gefährdet. Bereits jetzt spricht der Gastronom von Umsatzeinbrüchen und dadurch verkürzten Arbeitsstunden seines Personals.
An einem belebten Platz, an dem mehrere Bars, Restaurants sowie Kiosks ansässig sind, stellt sich allerdings die Frage, inwiefern lediglich das Pelican am mutmaßlich erhöhten Lärmpegel Schuld sein kann?
Offenbar keine Lärmbelästigung durch Polizei festzustellen
"Trotz wiederholter Hinweise, Gesprächsangebote und konkreter Vorschläge unsererseits hat der Betrieb über einen längeren Zeitraum keine nachhaltige Veränderung vorgenommen", erklärt Bartz, der als Nachtbeauftragter im Viertel als Konfliktberater zwischen Anwohnern, Gastronomie und Feiernden agieren soll.
Thrin-Bomme hingegen findet: Genau hier beginne die Ungerechtigkeit. "Der Nachtbeauftragte hat kein Dezibelmesser dabei, er hat nur seine eigene Meinung und wird stark von den Anwohnern beeinflusst", so sein Vorwurf. Denn: Nach Beantragung von Akteneinsicht, geht aus mehr als 100 Seiten hervor, dass es zu keinem Zeitpunkt eine von der Polizei oder dem Ordnungsamt festgestellte Lärmbelästigung gegeben hat, die konkret auf das Pelican zurückgeht.
"Es gibt keine offizielle, erhöhte Beschwerdelage – weder bei der Polizei noch beim Verbraucherschutz", betont Thrin-Bomme. Laut Polizeiberichten sei das Pelican zudem "mega kooperativ". Auch TAG24 konnte dies einsehen.
Doch das Bezirksamt wirft der Pelican Bar weiterhin konkrete Missachtung von "Bemühungen des Nachbeauftragten und des Bezirks zu einer Befriedung der Lage" vor.
"Wir waren damals mit Terry Krug (Besitzerin des Restaurants 'Krug' in unmittelbarer Nähe, Anm. d. Redaktion), eigentlich mit die Einzigen, die überhaupt zu diesen Mikro-Workshops und somit in den Austausch mit Anwohnern gegangen sind", weist Trinh-Bomme diese Aussage entschieden zurück und spricht von nicht gerechtfertigten Vorwürfen im Umgang mit seinem Gastrobetrieb.
Zudem hätte man dafür gesorgt, dass ab 23 Uhr (am Wochenende Mitternacht) niemand mehr mit Gläsern den Terrassenbereich betritt und einzelnen Nachbarn angeboten auf Kosten der Bar schalldichte Fenster einzubauen.
"Die Anwohner, die sich beschweren, wollen überhaupt nichts gemeinsam machen. Die wollen für sich Ruhe und nichts anderes", so der Eindruck des Geschäftsführers.
Pelican Terrassen-Verbot: Ist das erst der Anfang?
Thrin-Bomme sieht nicht nur für seinen Laden Gefahr, sondern auch für weitere Gastrobetriebe in der Umgebung oder anderen Ausgehvierteln.
"Wir sind nur der Anfang. Deswegen kämpfen wir. Wir können das nicht zulassen. Nächstes Jahr ist es dann das Ginst (eine Bar direkt gegenüber des Pelican, die die Terrasse aktuell noch bestuhlen darf, Anm. d. Redaktion), weil es dann immer noch zu laut ist", so seine Befürchtung.