"Pixi" wird 70! Mit "Miezekatzen" zur erfolgreichsten Bilderbuchreihe Deutschlands

Hamburg - Mit einer Jubiläumsausstellung im Altonaer Museum wird der 70. Geburtstag der berühmten "Pixi"-Bücher sechs Monate lang gefeiert. Klein und Groß werden auf eine Zeitreise durch die Vielfalt der erfolgreichsten Bilderbuchreihe Deutschlands geschickt. Die quadratischen Bücher des Carlsen-Verlags sind seit Generationen treue Begleiter beim Einschlafen, beim Lesen lernen und bieten seit jeher einen Zugang zu einer neuen, aufregenden Welt.

Carlsen-Verlegerin Renate Herre (59) mit ihrem allerliebsten Pixi "Mama Miezemau und ihre Kinder" in der Hand. "Das habe ich bestimmt über 100 Mal gelesen", gab sie gegenüber TAG24 zu.
Carlsen-Verlegerin Renate Herre (59) mit ihrem allerliebsten Pixi "Mama Miezemau und ihre Kinder" in der Hand. "Das habe ich bestimmt über 100 Mal gelesen", gab sie gegenüber TAG24 zu.  © Madita Eggers/TAG24

Während die Kleinen auf Entdeckungs-Tour gehen können, wird es für die Großen ein Vergnügen sein, die Historie der kleinen Bücher zu verfolgen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Wer findet sein allerliebsten Pixi aus Kindheitstagen in den über 1000 Ausstellungsstücken wieder?

Carlsen-Verlegerin Renate Herre (59) hatte ihres – "Mama Miezemau und ihre Kinder" von 1974 – bei der offiziellen Eröffnung am Dienstag direkt mitgebracht. "Das war das Pixi was ich unterschlagen habe, als unsere Kisten an Cousins und Cousinen weitergegeben worden sind".

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Und nicht nur für die Verlagschefin, sondern auch für zahlreiche weitere Kinder sei ein "Pixi" oft das erste selbstgewählte Buch und der erste Türöffner zur Literatur. "Wer heute kleine Bücher liest, will morgen hoffentlich große Bücher haben."

Hier werden Kinder selbst zu Kuratoren

Gestaltet wurde die Ausstellung und der kindergerechte Zeitstrahl von der Hamburger Illustratorin Regina Kehn.
Gestaltet wurde die Ausstellung und der kindergerechte Zeitstrahl von der Hamburger Illustratorin Regina Kehn.  © Madita Eggers/TAG24

Für die Hamburger Illustratorin Regina Kehn war genau dieses "unzensierte und unbewertete Selberwählen" der Kinder ein sehr wichtiger Aspekt bei ihrer Gestaltung der Ausstellung.

Aus dieser Überlegung heraus sei auch das Pixi-Bad in Anlehnung an ein Bälle-Bad entstanden. Hier dürfen die kleinen Besucher im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt der Bücher abtauchen und sich ihre Lieblinge herausfischen.

Oder auch ganz Neue entdecken. Einmal eines gefunden, darf dieses inklusive einer Begründung der Wahl selbst ausgestellt werden. "So wird ein Teil der Ausstellung von den Kindern kuratiert", so Kehn am Dienstag.

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Zudem gibt es zahlreiche Rückzugsorte für die kleinen Besucher, wo diese in Ruhe die Welt der Pixis entdecken können. Egal ob sie lesen können oder nicht. Dem Carlsen-Verlag ist es ein großes Anliegen, dass die Geschichten der kleinen Bilderbücher auch ganz ohne Text verstanden werden können.

Und auch hierfür hat sich Kehn etwas einfallen lassen: Entlang der Wände schlängelt sich ein illustrierter und kindergerechter Zeitstrahl, der mit vielen Bildern und anhand eines Ratespiels die Historie der Pixis anschaulich darstellt.

"Illustrationen sind eine Kunstform, die durch nichts zu ersetzten ist. Wir wissen alle, wie wichtig lesen ist, aber was eine Zeichnung ausdrücken kann, kann durch kein anderes Medium ausgedrückt werden", betonte die Illustratorin.

Die Kinder der "Schule Alsterredder" sind Teil der "Kunstpioniere"-Aktion und stürzten sich am Dienstag in das "Pixi"-Bad.
Die Kinder der "Schule Alsterredder" sind Teil der "Kunstpioniere"-Aktion und stürzten sich am Dienstag in das "Pixi"-Bad.  © Madita Eggers/TAG24

Prof. Dr. Anja Dauschek: "Mit Cat-Content hat alles angefangen!"

Per Hjald Carlsens Ziel war es, dass jedes Kind ein Buch besitzen und Spaß an Geschichten entwickeln kann. Neben Grundthemen wie Gute-Nacht-Geschichten werden auch heute noch gesellschaftliche Trends aufgegriffen, so Pixi-Programmleiterin Eleonore Gregori. "Wir beschäftigen uns aktuell mit einer Serie über Nachhaltigkeit und Umweltschutz."
Per Hjald Carlsens Ziel war es, dass jedes Kind ein Buch besitzen und Spaß an Geschichten entwickeln kann. Neben Grundthemen wie Gute-Nacht-Geschichten werden auch heute noch gesellschaftliche Trends aufgegriffen, so Pixi-Programmleiterin Eleonore Gregori. "Wir beschäftigen uns aktuell mit einer Serie über Nachhaltigkeit und Umweltschutz."  © Madita Eggers/TAG24

Angefangen hat alles in den 1950er, nur kurz nach der Gründung des Hamburger Carlsen-Verlags selbst. Verleger Per Hjald Carlsen wollte qualitativ hochwertige Bilderbücher möglichst preisgünstig und damit für alle Kinder anbieten.

Nach dem Vorbild bereits existierender Bücher in den USA und Kanada wählte er das Format von 10 x 10 cm mit 24 Seiten und benannte es nach dem englischen Wort "pixie" (dt.: Kobold).

1954 erschien dann schon das allererste Pixi "Miezekatzen" für 0,50 DM – mit dem auch die Ausstellung beginnt. "Wir haben schon gewitzelt, dass mit Cat-Content hat alles angefangen und sich dieser auch weiter durch die Historie zieht", sagte Prof. Dr. Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums, am Dienstag.

Aber nicht nur Katzen, sondern auch eingeführte und stets wiederkehrende Figuren wie "Connie", der Bär "Petzi" und "Pixi" selbst – stets mit Zipfelmütze und roter Stiefel – erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Renate Herre: "Ich glaube, Pixi ist es gelungen, für ganz viele emotionale Momente zu sorgen!"

Seit 1994 gibt es den berühmten "Pixi"-Aufsteller in Drogerien, Supermärkten und Buchhandlungen.
Seit 1994 gibt es den berühmten "Pixi"-Aufsteller in Drogerien, Supermärkten und Buchhandlungen.  © Madita Eggers/TAG24

Hingegen digitaler Trends und einem prognostizierten Aussterben der Printmedien verkauft "Pixi" 14 Millionen Exemplare pro Jahr (!) und ist damit die erfolgreichste Bilderbuchreihe Deutschlands.

"Zum 50. Geburtstag waren wir noch bei sechs Millionen, wir haben uns innerhalb der letzten 20 Jahre fast verdreifacht", so Herre im Gespräch mit TAG24. Doch was macht die "Pixis" auch neben Konkurrenzprodukten wie iPads und Co. immer noch so erfolgreich?

"Ich glaube, Pixi ist es gelungen, für ganz viele emotionale Momente zu sorgen. Das fängt schon an, wenn die Kinder der Pixi-Figur begegnen. Ich bin immer sehr gerührt, wenn ich sehe, wie Pixi gestreichelt wird und sogar mal ein Küsschen bekommt", erklärt Herre.

Und weiter: "Kinder entdecken Lieblingsinhalte, die immer verfügbar sind. Ein iPad ist dies nicht, die Eltern limitierten die Nutzung und es sind nicht alle Inhalte immer verfügbar." Bei Pixis sei dies schon der Fall.

"Insofern glaube ich, dass dieses Printmedium wirklich eine ganz große Chance hat, in der Sprach- und Leseförderung und damit auch für uns als Verlag so ein großer Schatz ist."

Vom 7. Februar bis zum 18. August wird "Pixi – die Ausstellung" im Altonaer Museum zu sehen sein. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Öffnungszeiten und weitere Informationen unter shmh.de.

Titelfoto: Madita Eggers/TAG24

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