Heute vor 215 Jahren: Die vergessene Geschichte hinter dem Oktoberfest
Heute vor 215 Jahren, am 17. Oktober 1810, legte ein Pferderennen anlässlich einer königlichen Hochzeit in München den Grundstein für das Oktoberfest, das bis heute Menschen aus aller Welt begeistert.
Unter "Heute vor ... Jahren" gibt's übrigens weitere interessante Ereignisse.

Was heute als größtes Volksfest der Welt gilt, begann mit einer königlichen Liebesgeschichte: Am 12. Oktober 1810 heiratete der Kronprinz und spätere König Ludwig I. von Bayern (1786 bis 1868) die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792 bis 1854).
Um dieses Ereignis gebührend zu feiern, wurde das Volk eingeladen - zur Freude, zum Staunen und zur gemeinsamen Feier.
Die festlichen Veranstaltungen zur Hochzeit dauerten fünf Tage an und erreichten am 17. Oktober ihren Höhepunkt: ein Pferderennen auf einer großen Wiese vor den Toren Münchens mit rund 40.000 Zuschauern.
Während der Festplatz sonst unbebaut blieb, logierte das junge Brautpaar in einem königlichen Pavillon. Dort wurde es von 16 Kinderpaaren in bayerischen Volkstrachten gewürdigt. Zur Verköstigung aller Besucher gab es unter anderem Wein und Bier.
Die Festwiese wurde zu Ehren der Braut "Theresienwiese" genannt (in der Gegenwart kurz "die Wiesn"): Ein Name, der bis heute bleibt.
Expertenwissen: Als Begründer des Münchner Oktoberfestes gilt Andreas Michael Dall'Armi, damaliger Major der Nationalgarde. Er soll das Pferderennen, was im 19. Jahrhundert ein sehr beliebter Volkssport war, organisiert haben. 1824 erhielt er dafür die erste goldene Bürgermedaille der Stadt München.
Entwicklung zum weltbekannten Volksfest

Weil das Fest beim Volk so gut ankam, entschied man sich, es im nächsten Jahr zu wiederholen. Damit war der Grundstein für eine bayerische Tradition gelegt, die sich über zwei Jahrhunderte weiterentwickelte.
- Neben der Pferderennbahn erfolgten in den ersten Jahren vor allem landwirtschaftliche Ausstellungen.
- 1818 - Die ersten Karussells und Schaukeln kamen hinzu. Später folgten Losstände und Kegelbahnen.
- 1872 - Das Volksfest wurde wegen der meist günstigeren Wetterlage auf den September vorverlegt.
- 1880 - Der Bierverkauf bzw. -ausschank wurde genehmigt, erfolgte anfangs aber noch in kleinen Buden.
- 1881 - Die erste Hendlbraterei eröffnete.
- 1891 - Vorführungen exotischer Tiere sowie Völker- und Abnormitätenschauen fanden als neue Attraktionen statt.
- 1892 - Das erste elektrisch betriebene Fahrgeschäft startete.
- 1895 - Ein Volkstrachten-Festzug wurde organisiert und gilt als Vorbild des heutigen Trachtenzuges.
- 1898 - Das erste große Festzelt wurde errichtet.
Übrigens: Bier spielte bei den ersten Oktoberfesten noch keine große Rolle. Der Fokus lag auf Gemeinschaft, Patriotismus und Sport.
Das für den Ursprung verantwortliche Pferderennen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr veranstaltet. Ausnahmen bildeten das 150. Jubiläum (1960) und das 200. Jubiläum (2010).
Obwohl das Oktoberfest heute vor allem für Bier, Musik und Fahrgeschäfte bekannt ist, spürt man in jeder Maß die historische Tiefe.
Es geht ums Zusammenkommen, ums Feiern des Lebens und um ein Stück bayerischer Identität. Das alles begann 1810 mit einem "Ja-Wort".
Titelfoto: Autor/-in unbekannt Unknown author/Public domain/via Wikimedia Commons