Bankier Olearius wegen Cum-Ex-Geschäften vor Gericht - Scholz in kriminelle Steuertricks verwickelt?

Bonn - Am Bonner Landgericht hat am Montag der für mehrere Monate angesetzte Strafprozess gegen den Hamburger Bankier Christian Olearius (81) wegen des Vorwurfs des schweren Steuerbetrugs mit sogenannten Cum-Ex-Geschäften begonnen.

Der angeklagte Bankier Christian Olearius (81, r) steht neben seinem Anwalt, Peter Gauweiler, im Gerichtssaal im Bonner Landgericht. Er soll als persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Warburg bei den Cum-Ex-Steuerdeals mitgemischt haben.
Der angeklagte Bankier Christian Olearius (81, r) steht neben seinem Anwalt, Peter Gauweiler, im Gerichtssaal im Bonner Landgericht. Er soll als persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Warburg bei den Cum-Ex-Steuerdeals mitgemischt haben.  © Thomas Banneyer/dpa

Als langjähriger Chef der Hamburger Warburg-Bank soll Olearius maßgeblich an derartigen Geschäften beteiligt gewesen sein. Weil es sich um ein Strafverfahren handelt, muss der Angeklagte den gesamten Prozess über vor Ort sein.

Die Staatsanwaltschaft Köln hatte Olearius besonders schwere Steuerhinterziehung in 15 Fällen zwischen 2006 und 2019 zur Last gelegt, das Bonner Gericht ließ in 14 Fällen die Anklage zu.

Laut Staatsanwaltschaft entstand ein Steuerschaden von knapp 280 Millionen Euro.

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Hinter dem Cum-Ex-Skandal steht das womöglich umfassendste System der Steuerhinterziehung in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Staat wurde um Milliarden geprellt.

Investoren schoben Aktienpakete rund um den Dividendenstichtag hin und her mit dem Ziel, sich vom Finanzamt Kapitalertragssteuern zurückerstatten zu lassen, die sie nie gezahlt hatten.

Die Warburg-Bank betrieb diese Geschäfte und der Anklage zufolge war Olearius maßgeblich daran beteiligt. Er soll sich "detailliert" mit Cum-Ex-Strategien befasst und entsprechende Geschäfte auch initiiert und abgesegnet haben.

Insbesondere soll er für die Unterzeichnung von Steuererklärungen, die zur Rückerstattung nicht gezahlter Kapitalertragssteuern führten, zuständig gewesen sein.

Der Bundeskanzler hat Erinnerungslücken

Im August 2022 musste Olaf Scholz in Hamburg als Zeuge im Untersuchungsausschuss zum "Cum-Ex"-Skandal aussagen. Ist der Bundeskanzler in diesem Kriminalfall verwickelt?
Im August 2022 musste Olaf Scholz in Hamburg als Zeuge im Untersuchungsausschuss zum "Cum-Ex"-Skandal aussagen. Ist der Bundeskanzler in diesem Kriminalfall verwickelt?  © Christian Charisius/dpa

Im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal gibt es auch Vorwürfe gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD): Dieser habe als damaliger Hamburger Bürgermeister möglicherweise politischen Einfluss auf die Finanzbehörden der Hansestadt ausgeübt, damit die Warburg-Bank Steuerschulden nicht begleichen musste.

Scholz hat persönliche Treffen mit Warburg-Banker Olearius bestätigt, sagte jedoch, er habe keine konkrete Erinnerung mehr an den Inhalt der Gespräche.

Bis März 2024 sind insgesamt 28 Verhandlungstermine in Bonn angesetzt. Unter anderem der ehemalige Linken-Politiker Fabio De Masi (43) fordert, dass auch Scholz vor Gericht angehört wird.

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Der Finanzexperte Gerhard Schick (51) von der Organisation Finanzwende kritisierte anlässlich des Prozessbeginns die Nähe zwischen Politik und Banken in Hamburg. Es stelle sich die Frage "ist da ein Filz, wo man aufräumen muss?", sagte er dem Sender Phönix.

Fabio De Masi (43, parteilos) steht vor dem Auftakt im Cum-Ex-Prozess vor dem Bonner Landgericht. Der frühere Politiker der Linken engagiert sich seit Jahren für die Aufklärung der Cum-Ex-Geschäfte und der Frage, welche Rolle Olaf Scholz, den er als "Pinocchio-Kanzler" bezeichnet, dabei spielte, ein.
Fabio De Masi (43, parteilos) steht vor dem Auftakt im Cum-Ex-Prozess vor dem Bonner Landgericht. Der frühere Politiker der Linken engagiert sich seit Jahren für die Aufklärung der Cum-Ex-Geschäfte und der Frage, welche Rolle Olaf Scholz, den er als "Pinocchio-Kanzler" bezeichnet, dabei spielte, ein.  © Thomas Banneyer/dpa

Den gesamten Cum-Ex-Komplex bezeichnete Schick als "Mammutskandal". Der Schaden belaufe sich möglicherweise auf mehr als 30 Milliarden Euro, ein Verfahren dieser Größe habe eine deutsche Staatsanwaltschaft noch nicht gehabt. "Wir reden über 1700 Beschuldigte."

Titelfoto: Thomas Banneyer/dpa, Christian Charisius/dpa

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