Plötzlich Saatgut im Briefkasten, allerdings nichts bestellt? Dann solltet Ihr sehr vorsichtig sein

Von Larissa Schwedes

Frankfurt am Main - Achtung: Wer in Deutschland ohne eine entsprechende Bestellung plötzlich Päckchen mit Saatgut im Briefkasten findet, sollte höchste Vorsicht walten lassen.

Die Behörden in Deutschland fordern dazu auf, die Samen bei einer ungewünschten Zustellung unbedingt zu entsorgen.
Die Behörden in Deutschland fordern dazu auf, die Samen bei einer ungewünschten Zustellung unbedingt zu entsorgen.  © K. Kaminski/Julius Kühn-Institut (JKI)/dpa

Die zuständigen Behörden empfehlen demnach, unbestellte Samen nicht auszusäen, sondern im Hausmüll zu entsorgen – nicht im Kompost oder in der Biotonne. Solche oft aus China stammenden Sendungen sind dringender Anlass für Warnungen.

"Von solchem unbekannten Saatgut geht eine Gefahr für unsere Natur, das urbane Grün mit Gärten und Parks und sogar die Landwirtschaft aus", erklärt Bernhard Schäfer vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig, dem zuständigen Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen.

Weiter führt er aus: "Denn es kann sich dabei um invasive Arten handeln, die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen."

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Das Saatgut könne darüber hinaus auch von Krankheiten und Schädlingen befallen sein.

Wegen der Gefahr, invasive Arten einzuschleppen, sei es generell nicht empfehlenswert, Saatgut etwa aus China zu kaufen. "Tatsächlich raten wir davon ab, Saatgut im Internet zu bestellen aus Nicht-EU-Ländern", betont das JKI.

Zehntausende Sendungen allein am Flughafen Frankfurt aus Verkehr gezogen

Bei dem nach Deutschland geschickten Saatgut aus China fehlen oftmals sämtliche notwendigen Papiere. (Symbolbild)
Bei dem nach Deutschland geschickten Saatgut aus China fehlen oftmals sämtliche notwendigen Papiere. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Am Flughafen Frankfurt seien in diesem Jahr bei Kontrollen der Pflanzengesundheitsinspektion bis Anfang Juni etwa 65.000 Sendungen mit Saatgut aus China ohne notwendige Papiere entdeckt worden.

Dies sei eine Häufung, wie eine JKI-Sprecherin bestätigt. Das zuständige Regierungspräsidium Gießen zählte im Jahr 2020 mehr als 126.000 solcher Sendungen – allerdings im Gesamtjahr.

Weil Pflanzengesundheitszeugnisse fehlten, seien Sendungen zurückgeschickt worden. Überwiegend sei darin nicht bestelltes Saatgut gewesen.

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Oftmals fielen die entsprechenden Päckchen dadurch auf, dass fälschlicherweise etwa "Ohrschmuck" oder "Grußkarten" als Inhalt angegeben war, heißt es vom JKI und den jeweils zuständigen Landespflanzenschutzdiensten.

Phänomen tritt in Frankfurt wegen DHL-Postzentrum am Flughafen gehäuft auf

Ein Faktor für die Häufung in der hessischen Metropole: Das DHL-Postzentrum befindet sich am Flughafen Frankfurt. (Symbolbild)
Ein Faktor für die Häufung in der hessischen Metropole: Das DHL-Postzentrum befindet sich am Flughafen Frankfurt. (Symbolbild)  © Lando Hass/dpa

In Frankfurt tritt das Phänomen deshalb so gehäuft auf, weil sich am Frankfurter Flughafen das DHL-Postzentrum befindet, von dem aus Päckchen aus China nach ganz Deutschland weiterverschickt werden. Andere Bundesländer seien von der "neuen Masche" kaum betroffen, so die Behörden.

Die Absicht hinter den unbestellten Sendungen ist bislang nicht eindeutig geklärt. Möglich sei laut den Experten allerdings sogenannter "Brushing Scam".

So werden betrügerische Tricks bezeichnet, welche das Ziel haben, Verkaufszahlen fälschlicherweise in die Höhe zu treiben oder Nutzerbewertungen zu erhalten. Das Saatgut komme für diese Methode deshalb infrage, weil es leicht und günstig sei und daher als Briefsendung verschickt werden könne.

Ein weiteres Szenario sei, dass Eintrittspunkte in die EU getestet würden, um Stellen zu finden, an denen nicht einfuhrfähige Sendungen deutlich leichter durchkämen, heißt es vom Regierungspräsidium.

Nach Angaben der deutschen Behörden sind auch in anderen EU-Ländern ähnliche Fälle bekannt.

China sollte aufgefordert werden, zoll- und pflanzengesundheitliche Bestimmungen einzuhalten.

Titelfoto: K. Kaminski/Julius Kühn-Institut (JKI)/dpa

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