Messermörder von Aschaffenburg laut Gutachter weiterhin sehr gefährlich

Von Angelika Resenhoeft

Aschaffenburg - Der mutmaßliche Messerstecher von Aschaffenburg ist nach Einschätzung eines Psychiaters bei der Bluttat im Januar schuldunfähig gewesen und auch heute noch ohne Medikamente gefährlich.

Ein Gutachter bescheinigte dem Angeklagten, weiterhin ohne Medikamente gefährlich zu sein.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der 28-Jährige sei an paranoider Schizophrenie erkrankt, "jemand, der massiv in seiner psychischen Integrität gestört ist", sagte Hans-Peter Volz, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie forensische Psychiatrie, vor dem Landgericht Aschaffenburg.

Der Beschuldigte hatte zum Prozessauftakt am 16. Oktober über seinen Verteidiger gestanden, am 22. Januar in Aschaffenburg mit einem Küchenmesser auf Kinder eingestochen zu haben.

Ein zwei Jahre alter, deutscher Junge marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher, der der Kinderkrippengruppe helfen wollte, starben. Zudem soll der Afghane ein zweijähriges Mädchen aus Syrien, einen weiteren Helfer (damals 72, deutsch) und eine Erzieherin (59, deutsch) verletzt haben.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass der Verdächtige ohne Behandlung in einer Psychiatrie weitere "hochaggressive Taten" begehen könnte, sei "ausgesprochen hoch", sagte Volz. Der Gutachter plädierte dafür, den Flüchtling in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.

Zur Tatzeit habe der Afghane Augen von Agenten gesehen, die ihm das Ermorden von Kindern befohlen hätten. Zudem habe der 28-Jährige Stimmen gehört, sagte der Psychiater.

Es sei sehr klar, "dass der Proband zum Tatzeitpunkt psychotisch gewesen sein muss". Dass der Mann simuliere, hält der Sachverständige für ausgeschlossen.

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Der Täter hatte seine Medikamente seit Tagen nicht genommen

Der Täter wird nach seiner Verhaftung dem Haftrichter vorgeführt.  © Daniel Vogl/dpa

"Der Proband hat spätestens ab Anfang 2024, wahrscheinlich schon früher, eine paranoide Schizophrenie", erklärte Volz. Zudem sei der Flüchtling damals wahrscheinlich alkohol- und cannabisabhängig gewesen.

Sein Antipsychotikum habe der intelligenzgeminderte Mann schon Tage vor der Tat nicht mehr genommen.

Der Beschuldigte war den Ermittlungen zufolge mehrmals vor der Attacke im Januar gewalttätig. Im Sommer 2024 etwa habe der 28-Jährige im Sommer 2024 seine Freundin in einer Flüchtlingsunterkunft in Alzenau (Landkreis Aschaffenburg) angegriffen, sagten Zeugen vor der Kammer. Volz geht davon aus, dass der 28-Jährige auch damals wahrscheinlich schon psychotisch war.

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In dem sogenannten Sicherungsverfahren geht es neben der Aufklärung der Vorwürfe auch um die Schuldfähigkeit des Mannes.

Die Staatsanwaltschaft will den 28-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus unterbringen lassen. Das Urteil könnte an diesem Donnerstag gesprochen werden.

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