Vergewaltigungen in Flüchtlingsheim: Prozess startet mit Wortgefecht

Nürnberg - Eigentlich sollte er in einer Flüchtlingsunterkunft in Nürnberg für Sicherheit sorgen. Doch stattdessen soll er sich über Jahre an Bewohnerinnen der Einrichtung vergangen haben. Seit Mittwoch muss sich ein 54-jähriger ehemaliger Security-Mitarbeiter vor Gericht verantworten. Ihm wird dutzendfache Vergewaltigung vorgeworfen.

Der Angeklagte betrat den Verhandlungssaal mit einer Kapuzenjacke über dem Kopf.
Der Angeklagte betrat den Verhandlungssaal mit einer Kapuzenjacke über dem Kopf.  © Daniel Löb/dpa

Laut Anklage war der Mann über mehrere Jahre beim Sicherheitsdienst in der Asylbewerberunterkunft in der Schmausenbuckstraße in der Nürnberger Östlichen Außenstadt beschäftigt. In der Unterkunft sind ausschließlich Frauen untergebracht.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wirft dem Angeklagten vor, eine Bewohnerin im Zeitraum von 2018 bis 2022 mindestens 72 Mal vergewaltigt zu haben. Eine weitere Frau, die ebenfalls in der Einrichtung wohnte, soll er fünfmal vergewaltigt haben.

Zudem wird ihm vorgeworfen, eine dritte Bewohnerin sexuell belästigt zu haben. Alle Taten sollen in der Asylbewerberunterkunft stattgefunden haben.

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Der Angeklagte sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Bislang hat er die Vorwürfe bestritten. Vor Gericht wollte er sich dazu zunächst nicht äußern.

Vergewaltigungen in Nürnberger Flüchtlingsunterkunft: Disput zum Auftakt

Die Vorsitzende Richterin Barbara Reim wies die Anträge der Verteidigung zurück.
Die Vorsitzende Richterin Barbara Reim wies die Anträge der Verteidigung zurück.  © Daniel Löb/dpa

Der Prozess startete mit einem Wortgefecht zwischen den beiden Verteidigern des Mannes und der Vorsitzenden Richterin Barbara Reim sowie der Staatsanwaltschaft.

Die Verteidigung beantragte, die Verhandlung auszusetzen und den Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufzuheben. Erst wenige Tage vor dem Prozess hätten sie umfangreiche Unterlagen erhalten, die sie bislang noch nicht sichten hätten können.

Richterin Reim schmetterte den Antrag ab. Die Unterlagen wären den Verteidigern am 17. und 18. Oktober übergeben worden. Somit sei ausreichend Zeit gewesen, diese zu sichten.

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Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft fügte hinzu, dass man ein Mandat niederlegen müsse, wenn man nicht genügend Zeit habe, sich auf einen Prozess vorzubereiten.

Acht weitere Verhandlungstage sind bis Mitte Dezember angesetzt.

Erstmeldung vom 25. Oktober 2023, 5.45 Uhr; aktualisiert um 18.48 Uhr

Titelfoto: Daniel Löb/dpa

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