Bande wegen illegaler Leiharbeit verurteilt: Haftstrafen und Einzug von Millionenvermögen

Berlin - Wegen eines illegalen Leiharbeitersystems, in dem jahrelang Menschen aus Nicht-EU-Ländern ausgebeutet wurden und Geld in Millionenhöhe verdient wurde, bekamen fünf Kriminelle am Freitag vor dem Landgericht Berlin ihre Strafen. So lief das System ab.

Der Haupttäter Stanislav Z. (50) hat mit den Hoffnungen und Träumen ausländischer Menschen gespielt und illegale Leiharbeit betrieben. (Symbolbild)
Der Haupttäter Stanislav Z. (50) hat mit den Hoffnungen und Träumen ausländischer Menschen gespielt und illegale Leiharbeit betrieben. (Symbolbild)  © Sonja Wurtscheid/dpa

Wie das Strafgericht Berlin am 28. Juli mitteilte, habe der Prozess in der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Berlin ein vorläufiges Ende gefunden. Fünf Personen im Alter von 44 bis 57 hatten bandenmäßig Menschen, die sich in der EU - konkret in Deutschland - nach Arbeit sehnten, ins Land geschleust.

Hier arbeiteten mehr als 1000 Ausländer unter "ungünstigen Arbeitsbedingungen" illegal in einem "Leihsystem". Alle Arbeiter lebten hier ohne Aufenthaltstitel. Dafür wurden diese vorher in ihren eigenen Ländern angeworben und erhielten gefälschte EU-Ausweisdokumente.

Die illegalen Arbeitskräfte wurden wegen der Angst, abgeschoben zu werden, in ein enges und schlechtes Abhängigkeitsverhältnis gedrängt.

30 Millionen Euro an illegalem Umsatz

Eine Summe von mehreren Millionen Euro wurde nicht an das Finanzamt abgeführt. (Symbolbild)
Eine Summe von mehreren Millionen Euro wurde nicht an das Finanzamt abgeführt. (Symbolbild)  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Die Ausländer, die sich ihren Traum von der EU, konkret von Deutschland, erfüllen wollten, arbeiteten angeblich in baltischen Staaten, vor allem in Estland. Durch die Anmeldung in Ländern, in denen die Steuerlast geringer ist, vergrößerte sich der Umsatz auf 30 Millionen Euro.

Sie bekamen keinen Urlaub, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und hatten Abzüge für Transport- und Unterkunftskosten. Zusätzlich gab es für die Leiharbeiter Strafzahlungen, die der Disziplinierung dienten.

"Die Arbeiter seien an zum Teil große Unternehmen im Niedriglohnsektor wie der Lagerhaltung und Kommissionierung überlassen worden", hieß es in der Pressemitteilung vom 28. Juli.

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"Ein Geflecht aus verschiedenen Überlassungs- und Verwaltungsunternehmen im In- und Ausland habe der Verschleierung der kriminellen Machenschaften der Bande gedient", schreibt die Sprecherin der Berliner Strafgerichte.

Steuerberater wegen Beihilfe verurteilt

Drei der Täter haben Bewährungsstrafen erhalten. Alle anderen müssen ins Gefängnis. (Symbolbild)
Drei der Täter haben Bewährungsstrafen erhalten. Alle anderen müssen ins Gefängnis. (Symbolbild)  © picture alliance / dpa

Durch die entgangenen Steuerabgaben fehlten sechs Millionen Euro. Auch ein Steuerberater war in den Fall verstrickt.

Der 63-jährige Experte unterstützte die kriminelle Bande bei den nachgewiesenen Taten. Für ihn gab es eine Bewährungsstrafe.

Drei weitere Männer, die am 8. Februar als Angeklagte an der Hauptverhandlung teilnahmen, wurden bereits am 24. Mai zu Freiheitsstrafen verknackt. Allerdings wurden zwei davon zur Bewährung ausgesetzt.

Der "Hauptverantwortliche" Stanislav Z. (50) bekam dafür am 28. Juli sieben Jahre und sechs Monate Gefängnis aufgebrummt. Durch seine Geschäfte erzielte er im Zeitraum von 2018 bis 2021 ein Vermögen von sieben Millionen Euro, die ihm eingezogen werden.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Titelfoto: picture alliance / dpa

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