Falsche Polizisten ergaunern 1,5 Millionen Euro: 21-Jähriger vor Gericht

Berlin - Als Mitglied einer Bande falscher Polizisten betrog ein 21-jähriger Mann Senioren um fast 1,5 Millionen Euro. Nun steht der Angeklagte wegen 93 Fällen vor dem Berliner Landgericht.

Der 21-Jährige muss sich vor dem Landgericht Berlin für 93 Betrugsfälle verantworten. (Archivbild)
Der 21-Jährige muss sich vor dem Landgericht Berlin für 93 Betrugsfälle verantworten. (Archivbild)  © Fabian Sommer/dpa

Als "Kommissar Dietrich vom Raubdezernat" soll der Mann (21) vor allem ältere Menschen angerufen und trickreich gedrängt haben, ihr Vermögen bereitzustellen und vermeintlich in Sicherheit bringen zu lassen. Ob sich der Angeklagte zu den Vorwürfen äußern wird, blieb zu Prozessbeginn am Dienstag zunächst offen.

Der 21-Jährige soll für eine aus der Türkei agierende Bande vor allem als "Keiler" agiert haben. So nennen Ermittler Anrufer, die sich am Telefon als Polizist oder Staatsanwalt ausgeben und ältere Menschen rhetorisch gewandt nach Geld, Schmuck, Münzen ausfragen und dann vor angeblichen "Räuberbanden" oder "korrupten Bankmitarbeitern" warnen. Opfern sei durch häufige und lange Telefonate erheblich zugesetzt worden, so die Anklage.

Der junge Mann habe einer hierarchisch strukturierten Bande angehört, heißt es in der Anklage. Von einem in der Türkei gelegenen Call-Center aus seien überwiegend ältere Menschen in Berlin, Köln, Hamburg und weiteren Orten angerufen worden.

Senior gab Betrügern Hunderttausende Euro

Vor allem ältere Menschen waren Ziel der Betrüger. (Symbolbild)
Vor allem ältere Menschen waren Ziel der Betrüger. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Anklage lautet auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sowie Amtsanmaßung. In 64 Fällen sei es bei einem Versuch geblieben.

Bei den Taten zwischen August 2020 und Oktober 2021 wurde laut Anklage ein Verfahren eingesetzt, das es den Tätern ermöglichte, auf dem Display des angerufenen Telefons die Polizeirufnummer 110 anzeigen zu lassen.

Von Mittätern seien die an vorgegebenen Orten wie Haltestellen oder Mülleimer hinterlegten Wertgegenstände abgeholt worden. In einem Fall sei ein Senior um rund 400.000 Euro gebracht worden. Die Beute soll jeweils an Hintermänner in der Türkei weitergeleitet worden sein.

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Der aus Berlin stammende Angeklagte befindet sich seit Mai 2022 in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 27. Oktober fortgesetzt.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa

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