Ist das noch Kunst? Journalisten-Verband empört über Prozess gegen "El Hotzo"

Von Torsten Holtz

Berlin - Der Deutsche Journalisten-Verband empört sich über einen Strafprozess in Berlin gegen den Comedian und Satiriker Sebastian Hotz (29) alias "El Hotzo".

Sebastian Hotz (29) muss sich am morgigen Mittwoch für seinen Trump-Post vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten.
Sebastian Hotz (29) muss sich am morgigen Mittwoch für seinen Trump-Post vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten.  © Fabian Sommer/dpa

Der 29-Jährige hatte sich vor einem Jahr auf der Plattform X kontrovers über das Attentat auf den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump (79) geäußert.

"Egal ob man die Postings von El Hotzo witzig oder misslungen und geschmacklos fand: Dass darüber jetzt ein Gericht verhandelt und dem Satiriker schlimmstenfalls eine Haftstrafe droht, ist völlig überzogen", sagte der Bundesvorsitzende Mika Beuster.

Der Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten beginnt am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft wirft Hotz Belohnung und Billigung einer Straftat vor. Beuster betonte, die Satirefreiheit müsse großzügig ausgelegt werden. "Es kann nur eine Konsequenz geben: die Einstellung des Verfahrens."

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Vor einem Jahr hatte ein Mann in Pennsylvania von einem Dach aus auf Trump geschossen und ihn am rechten Ohr getroffen. Ein Besucher kam ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. Der Täter wurde von Sicherheitskräften getötet.

In einem Post verglich Hotz die Schüsse auf Trump mit dem "letzten Bus" und kommentierte: "Leider knapp verpasst." Ergänzend schrieb der 29-Jährige: "Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben."

Sebastian Hotz ruft Follower beim Kurznachrichtendienst X auf, zu seinem Prozess zu kommen

Staatsanwaltschaft führt Ermittlungen auf Initiative von Wolfgang Kubicki

Der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (73, FDP) hatte eine Strafverfolgung von Hotz gefordert.
Der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (73, FDP) hatte eine Strafverfolgung von Hotz gefordert.  © Michael Kappeler/dpa

Die umstrittenen Beiträge löschte Hotz kurz darauf, doch brach ein Shitstorm in den Online-Medien los. Auf Initiative des damaligen Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki (73, FDP) ermittelte die Staatsanwaltschaft.

Eine unmittelbare Konsequenz war, dass der öffentlich-rechtliche ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) vor einem Jahr die Zusammenarbeit mit Hotz beim Jugendsender Fritz beendete.

Die Anwältin des Beschuldigten, Carolin Lütcke, erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, das Amtsgericht habe schon im März die Eröffnung des Hauptverfahrens "zutreffend abgelehnt", und zwar wegen des offensichtlichen Satire-Charakters der Äußerung.

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Diese sei keinesfalls geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören, betonte sie. "Ich bin daher optimistisch, dass das Amtsgericht Tiergarten dies im Ergebnis der morgigen Hauptverhandlung erneut so beurteilen wird", so Lütcke.

Hotz selbst rief seine 740.000 Follower auf X dazu auf, ihm bei seinem Gerichtsverfahren beizustehen. "Bitte kommt zu meinem Prozess am 23.7." schrieb der Satiriker, der in Bayern aufgewachsen ist.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa

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