Mann wegen Schulden des Bruders erpresst? Clan-Mitglieder schweigen vor Gericht
Berlin - Gegen fünf Männer aus dem Clanmilieu, die einen Mann überwältigt und Geld erpresst haben sollen, hat am Berliner Landgericht der Prozess begonnen.
Die 21- bis 28-Jährigen sollen als Bande agiert haben. Ihnen wird unter anderem erpresserischer Menschenraub, schwere räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Verteidiger erklärten zu Beginn der Verhandlung am Donnerstag, ihre Mandanten würden sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die Angeklagten mit vermutlich weiteren Personen zusammengeschlossen hätten, "um zukünftig eine Vielzahl von Straftaten zu begehen".
Am Abend des 29. Dezember 2021 hätten sie einen Mann in die Nähe eines Wohnhauses in Berlin-Schöneberg gelockt und gezwungen, mit ihnen in eine Wohnung zu gehen. Dort sollen sie ihn geschlagen, getreten, mit Messern bedroht und zur Begleichung behaupteter Schulden seines Bruders die Zahlung von 30.000 Euro gefordert haben.
Dem Mann sei angedroht worden, dass er "ansonsten die Wohnung nicht lebend verlassen würde", heißt es in der Anklage.
Opfer erleidet Schleudertrauma durch Schläge und Tritte
Ein 27-jähriger Angeklagter habe mit einem Holzstück auf den festgehaltenen Mann eingeschlagen. Dieser habe vorgeschlagen, seine Freundin anzurufen und um die verlangte Summe zu bitten. Nachdem von der Frau 19.000 Euro bereitgestellt werden konnten, habe man den Geschädigten gehen lassen. Er habe durch die Schläge und Tritte diverse Prellungen und Hämatome sowie ein Schleudertrauma erlitten.
Die fünf Angeklagten waren im März bei einer Razzia festgenommen worden. Die Fahnder durchsuchten damals sieben Wohnungen und andere Räume in verschiedenen Stadtteilen. An der Razzia waren 130 Polizisten beteiligt, darunter auch Spezialeinsatzkommandos (SEK).
Vier Angeklagte aus einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 25. Juli fortgesetzt.
Erstmeldung: 21. Juli, 5.42 Uhr, Text aktualisiert: 21. Juli, 14.31 Uhr
Titelfoto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa