Mord aus Gier nach Geld? Prozess für den mutmaßlichen Kopfschützen beginnt

Berlin - Am heutigen Montag startete der Prozess gegen einen mutmaßlichen Mörder vor dem Landgericht Berlin. Der Verteidiger des mutmaßlichen Mörders kritisiert die Ermittlungen und lenkte den Fokus auf das ungewöhnlich hohe Bargeldvorkommen des Opfers.

Zu Prozessbeginn am heutigen Montag schwieg der mutmaßliche Mörder. (Symbolbild)
Zu Prozessbeginn am heutigen Montag schwieg der mutmaßliche Mörder. (Symbolbild)  © picture alliance / Volker Hartmann/dpa

Nach einem tödlichen Schuss auf einen 47-jährigen Mann in seinem Auto hat der mutmaßliche Mörder vor dem Berliner Landgericht zu den Tatvorwürfen geschwiegen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 61-Jährige seinem Bekannten durch die geöffnete Scheibe in den Kopf geschossen habe, um eine "berechtigte Rückforderung aus einem bestehenden Darlehensvertrag zu vereiteln".

Heimtückisch und aus Habgier habe der Mann gehandelt, heißt es in der zu Prozessbeginn verlesenen Anklage.

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Einer der Anwälte des 61-Jährigen erklärte in einem "Opening Statement", die Ermittlungen seien "von vornherein auf den Angeklagten beschränkt worden".

Aus Sicht der Verteidigung ergebe sich aus der Anklage keine Grundlage, den 61-Jährigen als Täter sicher festzustellen.

So soll der Mann am 13. Januar in Reinickendorf vorgegangen sein

Der Mann mit türkischer Staatsbürgerschaft soll sich laut Anklage am 13. Januar dieses Jahres mit dem späteren Opfer in Reinickendorf getroffen haben und in dessen Auto eingestiegen sein. Als der 47-Jährige nach kurzer Fahrt den Wagen parkte, sei der Angeklagte ausgestiegen.

Er habe sich zur Fahrerseite begeben und mit einer scharfen Schusswaffe einmal auf seinen Bekannten geschossen, so die Anklage. Der 47-Jährige erlitt einen Kopfschuss im Bereich der linken Schläfe und starb wenige Stunden nach der Tat.

Das Opfer hätte knapp 89.000 Euro und Goldschmuck in einem Bankschließfach hinterlegt. (Symbolbild)
Das Opfer hätte knapp 89.000 Euro und Goldschmuck in einem Bankschließfach hinterlegt. (Symbolbild)  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Der Verteidiger erklärte weiter, im Fahrzeug des Getöteten seien weder DNA noch ein Fingerabdruck oder eine Faser seines Mandanten gefunden worden. "Dass der Angeklagte das Auto des Getöteten bestiegen hat, ist reine Spekulation", sagte der Anwalt.

Die Polizei habe später erklärt, die vom Angeklagten angeblich bei der Tat getragene Kleidung sei nicht gefunden worden. "Vielleicht gibt es keine Tatkleidung, weil er kein Täter ist", so der Verteidiger.

Nicht aufgeklärt worden seien die Umstände des Geldgeschäfts des Getöteten, kritisierte der Anwalt. Bei dem Mann, der staatliche Transferleistungen bezogen habe, seien hohe Bargeldbeträge - darunter knapp 89.000 Euro und Goldschmuck in einem Bankschließfach - gefunden worden. Wuchergeschäfte seien "naheliegend".

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Für den Indizienprozess sind 17 weitere Tage bis Ende Januar 2023 terminiert. Die Verhandlung wird am 3. November fortgesetzt.

Titelfoto: picture alliance / Volker Hartmann/dpa

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